Der Druck für Entfristung an Hochschulen steigt. Seit Jahren machen Unbefristet-Initiativen und Gewerkschaften in Hessen gegen das Unwesen der massenhaften Zeitverträge in der Wissenschaft mobil. In der Tarifrunde im Frühjahr haben sie einen aufsehenerregenden Durchbruch erzielt: ver.di und GEW erreichten eine schuldrechtliche Vereinbarung mit der hessischen Landesregierung, wonach die Zahl der unbefristeten Vollzeitstellen im wissenschaftlichen Mittelbau in den nächsten Jahren um fast 400 steigen soll. 2030 sollen dann rund 40 Prozent der Landesstellen entfristet sein. Zudem werden sachgrundlos befristete Arbeitsverhältnisse in Technik und Verwaltung weitgehend ausgeschlossen.
»Der jahrelange politische Druck, die gute Vorbereitung der Tarifrunde und die hervorragende Beteiligung an Warnstreiks haben sich ausgezahlt«, bilanziert Mathis Heinrich von der Uni Marburg. Im März hatten sich in Hessens Universitätsstädten jeweils hunderte Hochschulbeschäftigte an Warnstreiks und Aktionen beteiligt – so viele wie nie zuvor. Neben mehr Geld war eine ihrer zentralen Forderungen die Begrenzung der Befristungen, die bei wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen über 80 Prozent ausmachen. »Jetzt haben wir einen Fuß in der Tür und nehmen als Gewerkschaft direkten Einfluss«, freut sich Mathis Heinrich von der ver.di-Tarifkommission. »Das ist ein Riesen-Fortschritt gegenüber den unverbindlichen Vereinbarungen, die das Land in der Vergangenheit mit den Hochschulleitungen geschlossen hat und die teilweise einfach nicht umgesetzt wurden.«
Mathis Heinrich, der sich auch in der ver.di-Bundesfachkommission Hochschulen engagiert, sieht die Vereinbarung als bundesweites Vorbild. »Wir machen Druck für eine grundlegende Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Aber wenn sich auf politischer Ebene nichts bewegt, müssen wir als Unibeschäftigte alle Mittel nutzen, um mehr unbefristete Perspektiven durchzusetzen – inklusive Tarifbewegungen.«
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