"Dass ich heute in Mannheim lebe und arbeite, ist eigentlich reiner Zufall. Meine Kindheit und Jugend im Kongo waren nicht leicht. Meine Mutter kam über Umwege nach Deutschland. Als sie ihrem damaligen Partner sagte, dass sie mich, ihren Sohn, auch holen möchte und es ihr damit ernst ist, setzte dieser sie kurzerhand vor die Tür. Mitten im Winter. Sie saß alleine, verzweifelt draußen auf der Eingangstreppe. Dann geschah ein echtes Wunder. Ein Hausbewohner, der genau zu diesem Zeitpunkt seinen Müll nach unten trug, sah meine Mutter weinend auf der Treppe. »Was ist los«, fragte er. »Kann ich helfen? Kommen Sie erst mal rein, es ist kalt.« Ein Zufall, der unser ganzes Leben veränderte.
Meine Mutter und er haben geheiratet, sie holten mich am Silvestertag 2004 nach Deutschland. Mit 14 Jahren hatte ich das erste Mal eine richtige Familie, Liebe und Geborgenheit. Ich träumte davon, Fußballprofi zu werden. Ich war auch nah dran, letztlich hat es aber nicht geklappt.
Glück hatte ich an der Mannheimer Uniklinik: Als ich den Küchenchef nach einem Praktikum um einen Minijob bat, bot er mir stattdessen einen Ausbildungsplatz als Beikoch an. Seither bin ich hier, inzwischen in der Hausmeisterei.
Als Teamleiter bin ich für 15 Kollegen verantwortlich. Doch wie sie bin ich nicht im Klinikum selbst angestellt, sondern in der Servicetochter – zu schlechteren Bedingungen. Das ärgert mich. Wir machen eine wichtige Arbeit. Wenn niemand mehr die Transporte übernimmt, die Umzüge im Haus organisiert, Material in die Ausbildungsakademie oder auch zu externen Messen bringt, dann steht hier bald einiges still. Wir sind ein kleiner, wichtiger Teil des Klinikums. Warum werden wir schlechter bezahlt als die anderen? Um das zu ändern, bin ich bei ver.di-Mitglied geworden. Ich bin für die Uniklinik da, sie ist mein zweites Zuhause. Aber dass wir schlechter behandelt werden, ist einfach nicht in Ordnung."