Pflege-Petition mit breiter Resonanz

Innerhalb weniger Tage unterzeichnen fast 140.000 Menschen eine Stern-Petition für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege und eine Abkehr vom Profitdenken im Gesundheitswesen.
21.01.2021
Aufruf zur Unterstützung: Pflege-Petition des Stern

»Wir alle brauchen Pflege in Würde«, heißt es zur Begründung einer Petition von Pflegekräften und Prominenten, die am 11. Januar 2021 auf Initiative des Stern beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags eingereicht wurde. »Dafür brauchen wir gut ausgebildete Pflegekräfte, die Zeit haben. Die uns zuhören, beobachten, Fragen stellen. Die da sind, wenn wir uns einsam fühlen oder Angst haben.« Innerhalb weniger Tage haben mehr als  140.000 Menschen für »Personalschlüssel nach echtem Bedarf«, »Sofortiges Handeln bei Unterbesetzung« und eine finanzielle Aufwertung des Pflegeberufes unterschrieben. Zudem fordern sie eine »konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen Fehlanreizen durch eine Gesundheitsreform«.

Die von ver.di mitgetragene Initiative legt offen, welche Folgen die Ökonomisierung des Gesundheitswesens für Patient*innen und Beschäftigte hat. So müssten zum Beispiel in Krankenhäusern immer mehr Patient*innen in immer kürzerer Zeit durchgeschleust werden. »Schuld sind der hohe ökonomische Druck und das Abrechnungssystem nach „Fallpauschalen“. Mehr „Fälle“ bedeuten mehr Geld. Hauptsache, die Stationen sind voll – egal, ob gute Pflege möglich ist.« In der Corona-Krise werde zwar erkannt, wie wichtig der Pflegeberuf für die Gesellschaft ist. Doch die Regierung belasse es bei »Flickschusterei« und versuche, »ein Gesundheitssystem zu reparieren, dessen Schwächen längst bekannt sind. (…) Dem Klatschen vom Balkon müssen jetzt Taten folgen.«

 
Jana Langer, in ver.di aktive OP-Fachkraft und Unterstützerin der Petition

Dafür setzt sich die OP-Fachkraft Jana Langer schon lange ein. Die Personalrätin und ver.di-Aktivistin aus dem Universitätsklinikum Ulm ruft gemeinsam mit anderen in einem vom Stern verbreiteten Werbefilm dazu auf, die Petition zu unterschreiben. »Sie wird von Schauspielern, Journalisten, Moderatoren und binnen kurzer Zeit von zehntausenden Menschen unterstützt – das ist phänomenal und steigert den Druck auf die Verantwortlichen, endlich zu handeln.« Die Corona-Pandemie sieht Langer als »Brandbeschleuniger«, der die unhaltbaren Zustände im Gesundheitswesen noch verschärfe. »Wenn jetzt nichts geschieht, befürchte ich, dass noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen aus dem Beruf flüchten oder in Teilzeit gehen. Das wäre eine Katastrophe.« Es seien kurzfristig grundlegende Veränderungen nötig, wie die Einführung des Personalbemessungsinstruments PPR 2.0 und das Ende der Ökonomisierung. »Warum einige mit der Krankheit von Menschen viel Geld verdienen, erschließt sich im Grunde niemandem«, kritisiert Langer. »Die Petition ist ein Mittel, diesen Skandal an die Öffentlichkeit zu bringen und den Druck zu erhöhen. Deshalb sollten alle sie unterschreiben.«


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