»Versorgung ist gefährdet«

Über 600 Beschäftigte haben bei der Gesundheitsministerkonferenz demonstriert. Wir haben einige gefragt, was ihnen besonders unter den Nägeln brennt.
07.07.2023
Michele Iurlo

»Ich sehe die flächendeckende Krankenhausversorgung in Deutschland gefährdet. Wenn die Politik nicht handelt, werden viele weitere Kliniken schließen. Die Lösung kann nicht sein, immer mehr Betten abzubauen, die wir dringend brauchen. Zum einen kommt es bei Notfällen auf jede Minute an, eine wohnortnahe Versorgung ist überlebenswichtig. Zum anderen fehlt es an ambulanten Angeboten. Die Krankenhäuser gleichen aus, was anderswo nicht richtig läuft – von Arztpraxen bis zu Pflegeheimen. Sie müssen ausreichend finanziert werden. Der Plan, 60 Prozent der Budgets über Vorhaltekosten zu finanzieren, reicht bei Weitem nicht. Und: Die nötigen Reformen brauchen Zeit. Deshalb muss es jetzt schnell Abhilfe für die Kliniken geben.«

Michele Iurlo ist Gesundheits- und Krankenpfleger in einem kommunalen Krankenhaus.

 
Felicitas Fatty

»Ich habe bei der „SOS“-Aktion im Bodensee mitgemacht, denn so geht der Rettungsdienst baden. Wegen der Personalnot muss man ständig Überstunden machen. In den letzten drei Monaten habe ich monatlich 220 Stunden gearbeitet. Wie soll man da seine Freizeit gestalten? Wenn man ständig einspringen muss, kann man schlecht Aktivitäten planen und sich mit Freunden verabreden. Dass die Höchstarbeitszeit im DRK-Reformtarifvertrag schrittweise abgesenkt wird, ist ein Hoffnungsschimmer. Das sollte auch bei den kommunalen Rettungsdiensten so sein.«

Felicitas Fatty hat gerade ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin beim DRK abgeschlossen.

 
Alina Hüfner

»Mir ist es wichtig, dass das kirchliche Sonderrecht endlich abgeschafft wird. Weil ich konfessionslos bin, darf ich mich in der Mitarbeiter- und der Jugendvertretung nicht für meine Interessen einsetzen. Dass die Kirche uns im 21. Jahrhundert noch grundlegende Rechte abspricht, macht mich unglaublich wütend. Deshalb unterstütze ich die Unterschriftenaktion „Gleiches Recht für kirchlich Beschäftigte“.«

Alina Hüfner (links, mit ihrer Kollegin Tammy Beck) ist Heilerziehungspflegerin in einer kirchlichen Sozialpsychiatrie.

 
Christopher

»Die Einrichtungen brauchen dringendst Personal, es wird jedes Jahr schlimmer. Vor diesem Hintergrund kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, warum ich in meiner Ausbildung zum Ergotherapeuten 160 Euro Schulgeld bezahlen muss. Viele suchen sich deshalb eine andere Ausbildung. Wie soll sich die Situation so verbessern? Eine Ausbildungsvergütung bekomme ich auch nicht. Ich bin daher auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen und muss nebenher arbeiten. Dabei ist es wichtig, die Zeit zum Lernen zu haben, um später richtig behandeln zu können. Ich finde, das muss sich ändern.«

Christopher macht an einer diakonischen Schule eine Ausbildung zum Ergotherapeuten.

 

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