Mehr Geld für Assistenz

Stell Dir vor, das neue Schuljahr beginnt und die Schulbegleiterin fehlt ...
22.07.2024

Viele Kinder, die auf Unterstützung angewiesen sind, könnten dann keine Schule besuchen und bekämen keine Schulbildung! Teilhabe beim Lernen und Leben im Schulalltag würde für sie nicht stattfinden. Auch die soziale Teilhabe bliebe auf der Strecke, die ebenso wichtig und notwendig für die Entwicklung im Kindesalter ist.

Schulische Inklusion wäre somit erst einmal gescheitert. Ein erschreckendes Szenario.

Wirklich nur ein Szenario? Bereits jetzt ist dieser Zustand für manche Kinder und Eltern bittere Realität. Viele Stellen sind unbesetzt, weil die Arbeitsbedingungen nicht stimmen. Mit dem ab August 2026 geltenden Anspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung aller Kinder ab der ersten Klassenstufe an Regel- und Förderschulen wird sich die Lage aber weiter zuspitzen. Wir als Schulbegleiter*innen, Schulassistent*innen, Integrations- und Inklusionshelfer*innen in der Gewerkschaft ver.di fordern:

  • Gute Arbeit statt prekäre Bedingungen!
  • Faire Bezahlung für unsere verantwortungsvolle Tätigkeit nach Tarifvertrag!
  • Die Politik muss für eine auskömmliche Finanzierung sorgen!

Wir Beschäftigte nehmen unseren Job ernst. Wir begleiten die Kinder auf dem Schulweg und auf Klassenfahrten. Wir sind im Klassenraum und in den Pausen dabei und stets zur Seite, wenn das Kind uns braucht. Wir unterstützen beim Verarbeiten der Lerninhalte, bei lebenspraktischen Aufgaben, im Umgang mit der eigenen Beeinträchtigung, im sozialen Lernen und bei vielem mehr.

Wir ermöglichen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben!

Von der Politik fordern wir, dass sie das Versprechen auf Inklusion und Teilhabe an Bildung für alle Kinder ernst nimmt. Das bedeutet auch, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Mit Niedriglöhnen und prekären Arbeitsbedingungen kann Inklusion nicht gelingen. Stattdessen benötigen wir dringend eine Aufwertung dieses wichtigen Arbeitsfeldes:

  • Kein Sparen auf Kosten der Kinder. Und kein Sparen auf Kosten der Beschäftigten.
  • Es braucht eine angemessene Entlohnung, die der hohen Verantwortung der Tätigkeit entspricht.
  • Tarifverträge müssen vollumfänglich finanziert werden. Und zwar ab dem ersten Tag.
  • Bund und Länder müssen die Kommunen dabei unterstützen, genug Geld bereitzustellen.
  • Die Stärkung des Berufsbildes und die Schaffung attraktiver Bedingungen für die Aus- und Weiterbildung.
  • Einheitliche Konzepte und Qualitätsstandards müssen entwickelt und verbindlich gemacht werden.
  • Die Tätigkeit der Schulassistenz muss im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst abgebildet werden – und zwar angemessen.

Wer Inklusion bestellt, muss Inklusion bezahlen!

Auch die Arbeitgeber stehen in der Verantwortung:

  • Viele von uns können zum Beispiel keine Pausen nehmen, obgleich das Arbeitszeitgesetz eine Pause nach spätestens sechs Stunden vorsieht.
  • Wenn das Kind krank ist, schicken manche unserer Arbeitgeber uns nach Hause und bezahlen die Stunden nicht. Das ist nicht korrekt, der Arbeitgeber muss uns entweder eine andere Arbeit zuweisen oder unsere Arbeitsstunden trotzdem anrechnen.
  • Viele von uns erhalten nur für das Schuljahr befristete Arbeitsverträge, diese enden zum Teil vor den Sommerferien. Das bedeutet sechs Wochen keine Vergütung. Der unvermeidliche Gang zur Arbeitsagentur steht damit jedes Jahr aufs Neue an – kein gutes Gefühl und zugleich erschwert es die eigenen Lebensumstände, sei es beim Anmieten einer Wohnung oder dem Autokauf. Insbesondere aber führt dies zu einer großen Unsicherheit, unter der die Beschäftigten und die Kinder leiden.

Inklusion braucht uns. Wir brauchen Gute Arbeit!

 

Kontakt

  • Matthias Neis

    Be­reichs­lei­ter So­zia­le Diens­te, Bil­dung und Wis­sen­schaft

    030/6956-2006

  • Sarah Bormann

    Ver­tre­tung So­zial- und Er­zie­hungs­dienst

    030/6956-1843