Seit sie selbst Betriebsrätin ist, wird ihr jeden Tag aufs Neue bewusst: »So etwas braucht es, unbedingt«, sagt Meral Budak Fero, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Fraunhofer-Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie in Bochum. Sonst hätten die Beschäftigten bei vielen wichtigen Fragen keinen oder wenig Einblick. Zum Beispiel: Wer bekommt eine Leistungsprämie? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein? Und sind 500 Euro dafür viel oder wenig? »Über Geld spricht man nicht«, erklärt die Betriebsrätin, die sich in ver.di engagiert. »Auch deshalb gab es da viel Unwissen.« Der Betriebsrat trug eine Statistik vor, welche Berufsgruppen in der Vergangenheit wie viel bekamen – und sorgte für Ohs und Ahs.
»Unser Ziel ist es, so viele Infos wie möglich transparent zu machen.« Das gilt auch für Mitarbeitendengespräche. Jetzt wissen alle Beschäftigten, wann die Gespräche turnusmäßig stattfinden, wie sie sich am besten vorbereiten – und dass sie auf Wunsch jemanden vom Betriebsrat mitnehmen dürfen: »Das hat zu einer Sensibilisierung auf allen Ebenen geführt.«
Wer Meral Budak Fero reden hört, würde nicht auf die Idee kommen, dass sie bis vor kurzem überhaupt nichts über Betriebsratsarbeit wusste. Das Frauenhofer Institut in Bochum, zu dem mehrere Standorte gehören, war früher bei der Hochschule angesiedelt, so dass der dortige Personalrat auch für die Forschungseinrichtung zuständig war. Doch als das Institut vor vier Jahren eigenständig wurde, stand die Belegschaft auf einen Schlag ohne Interessenvertretung da. Die Mehrheit der Beschäftigten sprach sich dafür aus, schnellstmöglich einen Betriebsrat zu gründen. Im Sommer 2022 war es endlich soweit. »Wir hatten alle keinerlei Vorerfahrung«, berichtet die 46-Jährige. Zum Glück könnten sie auf »wunderbare Unterstützung« zählen. Bei Fragen könnten sie sich jederzeit an den Gesamtbetriebsrat wenden oder Betriebsräte anderer Institute um Rat bitten. Sehr hilfreich sei auch der enge Kontakt zu ver.di. »Das ist Gold wert.« Ob es um Kettenbefristungen oder Arbeitsbedingungen geht: »Wir vertreten die Interessen der Beschäftigten, ganz klar«, sagt die Gewerkschafterin. »Das geht nur im Team.« Meral Budak Fero macht es glücklich, die Erfolge des siebenköpfigen Gremiums zu sehen. »Wir konnten in dieser relativ kurzen Zeit schon viel bewirken.« Auch ein Entwurf für eine Betriebsvereinbarung zu mobilem Arbeiten ist bereits fertig und eine zur Arbeitszeiterfassung steht ebenfalls auf dem Plan. Was Meral Budak Fero bei der Betriebsratsarbeit besonders wichtig ist: »Wir stehen für Transparenz und Partizipation.«
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