Der Stress setzt Informatikerin Katja Morgner-Pohl aus dem Rechenzentrum der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena enorm zu. »Wir haben wahnsinnig viel Arbeit«, berichtet die Angestellte, die auch im Personalrat aktiv ist. Ständig kämen neue Aufgaben »on top«, Personal fehle an allen Ecken und Enden. Die Informatikerin hetzt von einem Projekt zum nächsten, leidet unter Schlafstörungen und stand zweimal kurz vor einem Burnout. »So geht es nicht weiter!« Die Personalrätin fordert mehr Wertschätzung für die Beschäftigten aus Technik und Verwaltung.
Das Beispiel ist kein Einzelfall. Auch Personalrat Carsten Drinkewitz von der TU Berlin bemerkt, dass der Druck unter anderem in der IT, der Gebäudetechnik, den Finanz- und Personalabteilungen immens ist. »Alle sind am Limit«. Immer mehr Beschäftigte kehrten der Uni den Rücken und suchten sich andere Jobs. »Die Abteilungen sind extrem unterbesetzt, neues Personal ist unter den Bedingungen kaum zu finden.« In der IT-Abteilung zum Beispiel sei jede vierte Stelle unbesetzt, in der Fachtechnik sehe es noch schlimmer aus. Dadurch bleibe immer mehr Arbeit an den Beschäftigten hängen. Hinzu komme eine veraltete Infrastruktur – und zu geringe Bezahlung. »Es muss sich dringend etwas tun, sonst sind die Menschen aus dem öffentlichen Dienst weg.« Auch Katja Morgner-Pohl aus Jena berichtet, dass viele Kolleg*innen sich nach anderen Jobs umschauten. »Wir sind ja kaum noch in der Lage, unsere Arbeit halbwegs vernünftig zu machen.« Ständig würden sie mit neuen Aufgaben überhäuft. So stellten sie kürzlich »nebenbei« auf ein komplexes Anwendungssystem für die Ressourcenplanung der Hochschule um, inklusive Finanzen, Personalwesen und Controlling, und führen aktuell ein neues Onlinesystem für die Studienverwaltung ein – zusätzlich zu den Standardaufgaben. »Mein Job macht mir unheimlich viel Spaß«, betont Katja Morgner-Pohl, »aber geht auf Verschleiß.« Viele Kolleg*innen hätten das Gefühl, dass an Hochschulen nur Professor*innen etwas wert seien. »Und die anderen Mitarbeiter werden systematisch vergessen.«
Die Unzufriedenheit, sagt Carsten Drinkewitz von der TU Berlin, motiviere mehr Beschäftigte aus Technik und Verwaltung, sich stärker für ihre Belange einzusetzen. Zum Beispiel in der aktuellen Tarifrunde der Länder. »Da ist mehr Schwung drin.«
Beschäftigte in Technik und Verwaltung an Hochschulen sind deutlich unzufriedener mit ihren Arbeitsbedingungen als der Durchschnitt aller Branchen. Ein Grund dafür ist der hohe Arbeitsdruck. In der Befragung des DGB-Hochschulreports erklärten 61 Prozent, regemäßig länger zu arbeiten als vertraglich vereinbart. Eine große Rolle spielt zudem die geringe Arbeitsplatzsicherheit an Hochschulen. Der amtlichen Statistik zufolge sind etwa 20 Prozent der Beschäftigten in Technik und Verwaltung befristet angestellt (21,6 Prozent in der Verwaltung und 19 Prozent in der Technik). Damit sind sie rund dreimal so häufig von unsicheren Arbeitsverhältnissen betroffen wie der Durchschnitt aller Beschäftigten (6,3 Prozent in 2020).
»Die permanente Unsicherheit durch den befristeten Vertrag raubt Energie – beruflich und privat. Das schadet nicht nur den Betroffenen und deren Familien, sondern auch den Teams. Allen fehlt Planungssicherheit. Die häufigen personellen Wechsel sind für die Teams eine weitere Belastung. Dies ist ein Grund, weshalb sich auch unbefristete Kolleg*innen für Entfristung einsetzten sollten. Denn gemeinsam sind wir lauter und stärker. Wenn wir nichts tun, verändert sich nichts. Doch ich und viele andere Kolleg*innen möchten, dass sich etwas verbessert. Deshalb engagiere ich mich bei ver.di und bei darmstadtunbefristet.«
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