Wenn es ihn nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden: den Caritas-blog. Es gibt ihn seit fast zehn Jahren und demnächst kann er eine Million Zugriffe feiern. Der Blog informiert regelmäßig und fast tagesaktuell über wichtige Dinge, die für gewerkschaftlich interessierte Beschäftigte bei Kirchen, Caritas und Diakonie relevant sind. Besonders aus dem katholischen Bereich bietet der Blog viel Insiderwissen und die Redakteure beweisen nahezu täglich ihre intimen Kenntnisse der katholischen Szene und Presse. Das gilt sogar für im engeren Sinne theologische Themen.
Aktuell stehen vor allem die Debatte um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, den Machtmissbrauch der kirchlichen Würdenträger, unterschiedliche Meinungen zu einer Reform der verkrusteten Strukturen und speziell um die Novellierung der so genannten Grundordnung der Katholischen Kirche im Zentrum. Die Grundordnung regelt die Loyalitätspflichten der Beschäftigten, die Verpflichtung der kirchlichen Arbeitgeber auf die schmalbrüstige Mitarbeitervertretungsordnung (MAVO) und auf die Anwendung des „Dritten Weges“ für Kirchen- und Caritasbeschäftigte, also die Setzung des individuellen Arbeitsrechts in so genannten Arbeitsrechtlichen Kommissionen – ohne Tarifverträge und ohne ernsthafte Beteiligung der Gewerkschaften. Die Grundordnung soll noch in 2022 verändert werden. Aus meiner Sicht gibt es keine bessere Informationsquelle für diese speziellen Debatten als den Caritas-blog. Das gilt für Inhalte und Aktualität gleichermaßen. Aber die Autoren liefern auch regelmäßig Insiderwissen, das für Beschäftigte der Evangelischen Kirche und Diakonie bedeutsam ist.
Derzeit stehen die (kirchen-)politischen Konsequenzen aus der Ankündigung der Ampelregierung im Koalitionsvertrag im Vordergrund: „Gemeinsam mit den Kirchen prüfen wir, inwiefern das kirchliche Arbeitsrecht dem staatlichen Arbeitsrecht angeglichen werden kann. Verkündungsnahe Tätigkeiten bleiben ausgenommen.“ Eine eher nebulöse Formulierung, die erstmal mit Inhalt gefüllt werden muss. Dazu hat der Blog Einschätzungen von Kirchenrechtler*innen, Vertreter*innen der Gewerkschaft ver.di und der Gesamtausschüsse bzw. Arbeitsgemeinschaften der Mitarbeitervertretungen versammelt.
Ich lese täglich drei Zeitungen, zwei Tageszeitungen und den Caritas-blog, für mich ein absolutes Muss, wenn ich in Kirchendingen up-to-date sein und ab und zu auch einmal schmunzeln will. Für die geneigten Leser*innen des ver.di-Kircheninfos: Lasst Euch vom Namen des Caritas-blog nicht in die Irre führen, denn es geht keineswegs nur um Themen aus dem katholischen Bereich – auch Beschäftigte der Diakonie sind bestens informiert, wenn sie den Blog zur Kenntnis nehmen! Liebe Macher des Blog: Bringt weiter Licht ins Dunkel des Kirchenbereichs und vielen Dank für Eure tolle Arbeit!
Herbert Deppisch
Dieser Artikel ist im Kirchen.info Nr. 39 erschienen.