»Wir alle versuchen, unseren Beruf mit Herz und Empathie auszuüben. Da ist es völlig egal, wen wir lieben, welche Familienform wir wählen oder ob wir an die Dogmen der Kirche glauben«, sagt Sarah Bader, die beim Diakonischen Werk in Leipzig gearbeitet hat und jetzt bei einem kommunalen Träger tätig ist. Sie ist eine von vielen Kolleg*innen – aus kirchlichen und anderen Betrieben –, die sich zur Kampagne Gleiches Recht für kirchlich Beschäftigte zu Wort melden. Die Frühpädagogin findet: »Jeder von uns muss frei wählen können, wie man die private Zukunft gestalten möchte – ohne Angst um die berufliche Existenz haben zu müssen.« Dafür treten auch die rund 6.000 Menschen ein, die die Petition online oder in Papierform bislang unterzeichnet haben (Stand Ende Juni 2023).
»Wir machen dieselbe Arbeit, wie in weltlichen Betrieben«, betont der Pflegeassistent Daniel Zander von Mission Leben im rheinland-pfälzischen Ingelheim. »Daher ist ganz klar: Wir haben die gleichen Rechte verdient. Denn wir sind keine Beschäftigte zweiter Klasse!« Dieses Thema, dass die Angestellten von Kirchen, Diakonie und Caritas nicht länger »Beschäftigte zweiter Klasse« sein dürfen, zieht sich durch viele der Stellungnahmen, die über den Whatsapp-Kanal der Kampagne und weitere Kanäle verbreitet werden.
Ein Statement kommt von Vera Egenberger, die 2018 höchstinstanzliche Urteile gegen die diskriminierende Einstellungspraxis kirchlicher Träger erstritten hat. Der Krankenpfleger Ramón Hammerich von der St. Vinzenz Soziale Werke gGmbH verweist auf den »den problematischen Begriff der "Dienstgemeinschaft", der aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt« und einseitige Unterordnung fördere. »Es ist an der Zeit, dieses veraltete Arbeitsrecht zu überarbeiten und dafür zu sorgen, dass Arbeitnehmer ihre Rechte wahrnehmen können«, findet er. Das wird auch von Kolleg*innen aus anderen Branchen unterstützt. So fordert die IG-Metall-Sekretärin Julia Graf: »Gleiche Mitbestimmungsrechte für Beschäftigte in allen Betrieben muss ein Grundstandard in Deutschland sein. Sonderrechte für die Kirchen sind falsch und komplett aus der Zeit gefallen.« Und der Krankenpfleger Mathias Korn aus dem diakonischen Sophien- und Hufeland Klinikum Weimar sagt: »Warum ich die Abschaffung des kirchlichen Sonderrechts fordere? Weil ich als Christ für die Gleichbehandlung aller Menschen bin.«