Bei Kirche und Diakonie in Thüringen geht es zu wie bei Pippi Langstrumpf – nur weniger lustig. Nach dem Motto »Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt« gestalten die Arbeitgeber die Löhne und Arbeitsbedingungen auf ihrem kircheninternen »Dritten Weg« im Hinterzimmer mit Arbeitsrechtlichen Kommissionen – und ändern dabei die Spielregeln für die Arbeitnehmerseite in den Kommissionen immer wieder so, wie es ihnen gerade hilft. Nicht genug damit: Als sich keine Mitarbeitervertreter*innen für diese Farce mehr zur Verfügung stellten, sponserten sie die Gründung und Mitgliederwerbung des Verbands kirchlicher Mitarbeitenden mit 105.000 Euro und bastelten sich so selbst ihren »Verhandlungspartner« in der Kommission. Gegnerunabhängigkeit – bei Tarifverhandlungen selbstverständlich – brauchen die Kirchen auf ihrem »Dritten Weg« nicht. So setzen die Arbeitgeber stets ihre Interessen durch. Beteiligung der Beschäftigten im Betrieb? Auf Augenhöhe? Fehlanzeige! Die Beschäftigten des Sophien- und Hufeland-Klinikums Weimar haben daraus die richtige Konsequenz gezogen: Sie streiten mit ver.di für einen Tarifvertrag. Doch Klinikleitung, Diakonie und Kirche verhinderten zwei Mal per einstweiliger Verfügung, dass sie dafür streiken dürfen. Demokratie und Grundrechte stehen in der Gesellschaft insgesamt unter Druck. Die Kirche ist dabei offenbar keine Ausnahme. Voll daneben!
Daniel Behruzi