Auch zur diesjährigen Krankenhaustagung gab es wieder Praxisforen. Diese beschäftigten sich mit denThemen: der Umgang mit indirekter Steuerung, Auszubildende lernen lassen, Gefährdungsanzeigen, psychische Belastung/Gefährdungsanalysen, Überstunden, Digitalisierung – Entlastung und/oder Belastung, Patientensicherheit und Personalausstattung.
»Indirekte Steuerung.« Unter diesem Begriff wird derzeit viel über veränderte Methoden der Unternehmensführung diskutiert – auch in den Krankenhäusern. Dabei entzieht sich das Management der direkten Verantwortung für die Patientenversorgung. Die Teams sollen mit dem Personalmangel »eigenverantwortlich« fertig werden. Beim Forum 1* der ver.di-Krankenhaustagung 2016 ging es nicht nur darum, was das in den Köpfen der Kolleginnen und Kollegen bewirkt. Es sollten auch Ideen und Strategien gesucht werden, wie die betriebliche Interessenvertretung mit der Situation umgehen kann.
Klaus Peters vom Berliner COGITO-Institut erläuterte den insgesamt über 100 Teilnehmer/innen, wie »Indirekte Steuerung« funktioniert. Er stellte klar, dass die traditionelle Interessenvertretung erschwert wird: Wenn Beschäftigte nicht auf Anweisung von Vorgesetzten, sondern selbst ihre Gesundheit gefährden, weil sie Kolleg/innen und Patient/innen nicht im Stich lassen wollen, hilft der Verweis auf Gesetze und Tarifverträge oft nicht weiter. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, mit den Kolleginnen und Kollegen direkt ins Gespräch zu kommen und sie zu fragen, was sie eigentlich wollten, ergänzte Robert Spitz vom Institut für Angewandte Kreativität in Köln. »Man muss klarmachen, dass sich nur etwas verändert, wenn die Beschäftigten gemeinsam dafür aktiv werden.«
Der Berater sieht dabei durchaus Potenziale der »Indirekten Steuerung«, die Gewerkschaften und Betriebsräte für sich nutzen könnten. So seien die neuen Formen des Managements auch eine Reaktion darauf, dass Vorgesetzte die komplexen Prozesse gar nicht mehr von oben steuern könnten und daher Verantwortung abgeben müssten. »Das gibt den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch eine Macht – wenn sie die Rahmenbedingungen und vorhandenen Ressourcen nicht als gegeben hinnehmen, sondern versuchen, sie zu ändern«, so Spitz. Die unternehmerische Freiheit höre eben da auf, wo die Gesundheit der Beschäftigten gefährdet sei.
Es gehe zunächst darum, über die Mechanismen der »Indirekten Steuerung« aufzuklären und die Belegschaftsvertreter dafür zu sensibilisieren, erläuterte Ivan Topic, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des städtischen Klinikums München Neuperlach und Moderator des Forums. Sodann könnten Kolleginnen und Kollegen beispielsweise mit dem Hamburger Modell der Gefährdungsanzeigen (siehe Forum 3) oder der Strategie der Ultimaten aktiv werden. Das Verständnis über »Indirekte Steuerung« spiele auch bei der Mobilisierung für einen Tarifvertrag Entlastung eine wichtige Rolle, betonte der Gewerkschafter.
Veröffentlichungen von Klaus Peters: http://www.cogito-institut.de/Pages/Peters.aspx
Entlastung im Krankenhaus ist nicht nur ein Thema für ältere Beschäftigte. Schon in der Ausbildung hat der Personalmangel gravierende Folgen. Allzu oft müssen Azubis als Lückenfüller und billige Arbeitskräfte herhalten. Was Betriebsräte, Jugend- und Auszubildendenvertretungen dagegen tun können, war Thema beim Form 2* der ver.di-Krankenhaustagung 2016.
Der Ausbildungsreport Pflegeberufe 2015 macht deutlich: In der Pflegeausbildung gibt es etliche Missstände. Die zusammen gut 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums konzentrierten sich allerdings auf drei Fragen: Die unzureichende praktische Anleitung, »Stationshopping« und freie Urlaubswahl. Vielfach sind Praxisanleiter/innen voll in den Stationsablauf eingebunden. Die Überlastung führt dazu, dass eine strukturierte praktische Anleitung oft zu kurz kommt. Auch das »Stationshopping« verringert die Ausbildungsqualität: Wenn Pflege-Azubis wegen Personalmangels ungeplant auf Stationen eingesetzt werden wird sich dort kaum jemand die Zeit nehmen, ihnen etwas beizubringen. Ein drittes Thema, das Auszubildenden in der Pflege unter den Nägeln brennt, ist der Urlaub: In vielen Häusern wird ihnen die Urlaubszeit vorgegeben. Gemeinsame Reisen mit Freunden oder der Familie werden so teilweise unmöglich.
Im Forum erläuterte der ver.di-Experte Gerd Dielmann die ausbildungsrechtlichen Grundlagen und die Teilnehmer/innen diskutierten die Möglichkeiten von Jugendvertretungen sowie Betriebs- und Personalräten, in diesen Fragen Einfluss zu nehmen. Sie entwickelten in Arbeitsgruppen Ideen, wie Azubis für ihre Interessen mobilisiert werden können – beispielsweise mit Jugendversammlungen oder Befragungen. »Es kann auch sehr sinnvoll sein, erst einmal die Daten zu erfassen«, erklärte Dielmann. »Wie häufig kommt es zu ungeplanten Einsätzen? Wie oft findet strukturierte Anleitung statt? Diese Informationen helfen, sich mit der Schulleitung und dem Management auseinanderzusetzen.«
Maria Wierscholowsky, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) im Berliner Krankenhausunternehmen Vivantes betonte, Azubis müssten mit anderen Beschäftigtengruppen zusammenarbeiten, um etwas zu erreichen – beispielsweise mit den Praxisanleiter/innen. Vor allem aber müsse die Jugendvertretung auf die Unterstützung der Betriebsräte bauen können. Den Berichten der Teilnehmer/innen zufolge spielt auch die Hilfe durch ver.di-Jugendsekretäre oft eine wichtige Rolle.
»Das Forum war eine gute Gelegenheit, Azubis und Betriebsräte ins Gespräch zu bringen«, meinte Dielmann. »Ein solcher Austausch findet nämlich noch viel zu selten statt.« Die aktive Unterstützung der JAV sei auch im Eigeninteresse der Betriebsräte. »Denn wo soll sonst der Nachwuchs für die betriebliche Interessenvertretung herkommen?«
Können Gefährdungsanzeigen ein Mittel gegen Überlastung sein? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Forum 3* der ver.di-Krankenhaustagung 2016, an dem insgesamt rund 100 Kolleginnen und Kollegen teilnahmen. Katharina Ries-Heidtke und Detlef Haacks von den Hamburger Asklepios Kliniken stellten ein Projekt vor, das die Wirksamkeit dieses Instrument deutlich steigern könnte.
So ist die Realität in sehr vielen Krankenhäusern: Beschäftigte weisen mit Gefährdungsanzeigen darauf hin, dass sie ihre Arbeit unter den Bedingungen nicht richtig machen können und sie eine Gefährdung der ihnen anvertrauten Patientinnen und Patienten nicht ausschließen können. Und was passiert? Nichts. Die Kolleginnen und Kollegen haben den Eindruck, dass sie die Anzeigen für den Papierkorb schreiben. Manchmal müssen sie dafür auch noch Vorwürfe ihrer Vorgesetzten ertragen.
Bei Asklepios in Hamburg geht man nun einen anderen Weg. Anlass war, dass sich die Gefährdungsanzeigen im Herbst 2014 stark häuften. Die Presse griff das Thema auf und berichtete über die gefährlichen Zustände in den Kliniken der Hansestadt. Das veranlasste Asklepios dazu, dem Konzernbetriebsrat der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH ein gemeinsames Projekt zur Frage der Gefährdungsanzeigen vorzuschlagen. »Ein Hintergrund war auch, dass unsere Geschäftsführung in dieser Frage offener ist als viele andere Krankenhausmanager«, erläuterte Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats.
Zwei Jahre dauerte der Diskussionsprozess, der auch innerhalb des Betriebsrats teilweise kontrovers geführt wurde. Am Ende stand eine mitbestimmte Verfahrensanweisung, die »einen echten Paradigmenwechsel« im Umgang mit Gefährdungsanzeigen mit sich bringt, so Ries-Heidtke. »Vorgesetzte müssen bei Gefährdungsanzeigen jetzt handeln und dokumentieren was sie tun«, erklärte die Gewerkschafterin. Den Stationsleitungen stehen zudem »Werkzeugkoffer« zur Verfügung, mit denen sie auf Überlastungssituationen reagieren können. Diese – von den Teams gemeinsam mit ihren Leitungen selbst erarbeiteten – Handlungsmöglichkeiten sind von Station zu Station unterschiedlich. Der »Werkzeugkoffer« kann beispielsweise eine Prioritätenliste enthalten, welche Leistungen in Überlastungssituationen als erstes eingeschränkt werden. Oder auch die Möglichkeit, durch den Einsatz von Pool- oder Leasingkräften die Lage zu entspannen.
Nach diesem Modell genutzte Gefährdungsanzeigen könnten »ein betriebspolitischer Mosaikstein für die Tarifbewegung Entlastung« sein, meinte Ries-Heidtke. Pilot für das Projekt ist die Asklepios Klinik Harburg, dessen Vorsitzender Detlef Haacks die ersten Erfahrungen darstellte. Da es erst seit wenigen Monaten läuft, ist allerdings noch offen, welche Wirkung die neue Form der Gefährdungsanzeigen tatsächlich entfaltet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums waren dennoch beeindruckt. Sie wurden am Anfang und am Ende der Veranstaltung nach ihrer Haltung zu Gefährdungsanzeigen befragt. Die Zahl derjenigen, die meinen, diese könnten keine positive betriebspolitische und gewerkschaftliche Wirkung haben, war nach der Diskussion im Forum deutlich geringer als vorher.
Wie Betriebs- und Personalräte sowie Mitarbeitervertreter/innen das Instrument der Gefährdungsbeurteilung nutzen können, um psychische Belastungen zu erfassen und Arbeit besser zu gestalten, war Thema im Forum 4* der ver.di-Krankenhaustagung 2016. »Das ist kein Kann-Thema, sondern ein gesetzlicher Auftrag«, stellte Hanka Jarisch von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege klar. Die Interessenvertretungen könnten in dieser Frage viel bewirken.
Von den insgesamt rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben viele schon mit Gefährdungsbeurteilungen gearbeitet. Allerdings blieben die Aktivitäten oft in den Ansätzen stecken, berichtete Ina Colle, Betriebsrätin beim Berliner Krankenhausunternehmen Vivantes und Moderatorin des Forums. »Der Aufwand ist groß, aber es lohnt sich dranzubleiben.« Es reiche nicht, Belastungen lediglich zu analysieren, so die Gewerkschafterin.
»Oft werden die Beschäftigten schriftlich befragt – und das war es dann«, bestätigte Hanka Jarisch. Sie plädierte dafür, sich bei Gefährdungsbeurteilungen darauf zu konzentrieren, Maßnahmen gegen ungünstige Belastungen zu entwickeln und umzusetzen. Was sinnvoll ist, könne von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich sein, betonte die Expertin. Mit Gruppendiskussionen in den Teams könne man feststellen, was passt. »Die Leute haben ein Gefühl dafür, was sie brauchen«, meinte auch die Betriebsrätin Ina Colle. »Und wenn die Kolleginnen und Kollegen die Maßnahmen selbst entwickeln, werden sie auch eher umgesetzt als wenn es von oben kommt.«
Hanka Jarisch verwies in ihrem Vortrag zudem darauf, dass es bei der Feststellung psychischer Belastungen nicht um die Arbeitszufriedenheit oder den Gesundheitszustand der Beschäftigten gehe. »Das wird oft falsch verstanden. Es geht darum, äußere Umstände zu identifizieren und zu verändern, die andernfalls langfristig die psychische Gesundheit beeinträchtigen können.« Die Arbeitsbedingungen sollten deshalb in vier Dimensionen analysiert werden: Arbeitsaufgaben und -inhalte; Arbeitsorganisation; soziale Beziehungen und Arbeitsumgebung.
Beim Forum wurde deutlich, dass es zum Thema nach wie vor viel Diskussions- und Lernbedarf gibt. Hanka Jarisch verwies darauf, dass betriebliche Interessenvertreter/innen bei der Umsetzung von Gefährdungsbeurteilungen Unterstützung von den Trägern der Unfallversicherungen erhalten können.
Das mit insgesamt rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut besuchten Forum 5* der ver.di-Krankenhaustagung 2016 drehte sich darum, wie Betriebsräte, Personalräte oder Mitarbeitervertretungen Dienstpläne und Mindestbesetzungen mitbestimmen. Eva Hibbeler, Betriebsratsvorsitzende der Aller-Weser Klinik in Verden, stellte Zumutungen und Herausforderungen an konkreten Plänen vor, die sofort zu hitzigen Debatten führten.
Eine Kontroverse entspann sich um die Frage von Ausfallkonzepten. Soll der Betriebsrat beispielsweise der Einführung von Rufdiensten zustimmen? Bei ungeplanten Ausfällen werden dann nur bestimmte Beschäftigte im Frei angerufen und gebeten, kurzfristig einzuspringen. Andere, die keinen Rufdienst haben, können sich sicher sein, ihre Freizeit ungestört zu verbringen. Einige der Betriebsräte kritisierten, dass dies für die Betroffenen eine zusätzliche Belastung bedeute. Andere argumentierten, dass andere dadurch entlastet würden – nämlich diejenigen, die anrufen müssen, sowie alle anderen, die keine Rufbereitschaft haben. »In der Diskussion wurde noch einmal klar, dass die betrieblichen Spielräume begrenzt sind und sich grundlegend etwas ändern muss«, erklärte Eva Hibbeler. »Deshalb ist die Bewegung für den Tarifvertrag Entlastung so wichtig.«
Der Arbeitszeitexperte Tobias Michel zeigte im Forum einen anderen Weg auf. Er stellte ein Musterschreiben vor, mit dem Geschäftsführungen dazu aufgefordert werden, Soll- und Mindestbesetzungen der einzelnen Schichten in den Arbeitsbereichen offenzulegen. Das Argument: Wie der Arbeitgeber muss auch der Betriebsrat bei der Bewertung von Schichtplänen die Wünschen der Beschäftigten gegen die Interessen des Betriebs abwägen. »Das kann er aber nur, wenn ihm alle Informationen zur Verfügung stehen«, betonte Tobias Michel, Autor der Schichtplan-Fibel. Mit dieser Argumentation könnten Betriebs- und Personalräte sowie Mitarbeitervertretungen Schichtpläne ablehnen, bis das Tabu des Arbeitgeber durchbrochen ist und dessen Vorstellungen zur Mindestbesetzungen vorliegen.
Das Thema Digitalisierung ist derzeit in aller Munde. Beim Forum 6* der ver.di-Krankenhaustagung 2016 gingen die insgesamt rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Frage nach, welche Rolle die technische Entwicklung in den Krankenhäusern spielt – und was sie für die Beschäftigten und ihrer Interessenvertreter/innen bedeuten.
Zum Auftakt des Forums berichtete Christoph Bräutigam vom Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen von den ersten Ergebnissen eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekts. Ein Resultat der Online-Befragung unter Krankenhausbeschäftigten ist, dass sich die Arbeitsprozesse infolge der Technisierung durchaus verändern. Und: Diese Veränderung findet weitgehend ohne aktive Beteiligung der Beschäftigten selbst statt. Die große Mehrheit der Befragten gibt an, dass sie weder bei der Einführung und Produktauswahl noch bei der Evaluation einbezogen wurde. »Dabei zeigen Studien, dass eine frühzeitige Einbeziehung der Beschäftigten die Akzeptanz neuer Technologien erhöht«, so IAT-Experte Bräutigam.
Die folgende Diskussion zeigte, wie unterschiedlich die Verwendung und Folgen neuer Technologien in verschiedenen Bereichen und Einrichtungen sind. Während ein Kollege aus Hamburg sagte, Pflegekräfte machten sich keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz, sieht es in Dienstleistungsbereichen und in der Verwaltung teilweise ganz anders aus. So berichtete eine Helios-Betriebsrätin, dass die neuerdings digitale Erstellung von Arztbriefen die Schließung des Schreibdienstes und die Entlassung der dort Beschäftigten zur Folge habe. Ein anderer Belegschaftsvertreter des privaten Krankenhauskonzerns sagte, insbesondere in der Logistik hätten viele Kolleg/innen Angst vor Arbeitsplatzverlust.
Kann neue Technik dazu beitragen, Pflegekräfte und andere Beschäftigte zu entlasten? Über diese von einem Diskussionsteilnehmer aufgeworfene Frage wurde kontrovers diskutiert. Einigkeit herrschte in der Einschätzung, dass die Unternehmen versuchen werden, den »Digitalisierungs-Gewinn« zur Rationalisierung und Gewinnmaximierung zu nutzen. »Zu verhindern ist das nur mit einer gesetzlichen Personalbemessung«, betonte ein Betriebsrat.
»Man kann nicht sagen: Es wird durch die Technisierung pauschal besser oder schlechter, aber es wird auf jeden Fall anders«, so das Fazit des Moderators Uwe Ostendorff. Wie Betriebs- und Personalräte sowie Mitarbeitervertretungen die Veränderungen am besten mitgestalten können, müsse intensiv weiter diskutiert werden.
Der ver.di-Aktivist Axel Hopfmann, der bei der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz arbeitet, berichtete in Forum 7* der ver.di-Krankenhaustagung 2016 über wissenschaftliche Erkenntnisse zum Zusammenhang von Patientensicherheit und Personalausstattung. Studien belegen demnach: Zu wenig Personal im Krankenhaus ist für Patientinnen und Patienten gefährlich. Das Gegenmittel: gesetzliche Vorgaben bei der personellen Besetzung von Stationen und Abteilungen. Hopfmann stellte dar, nach welchen Methoden Personalstandards bemessen werden können.
Die Diskussion – bei der viele auch das Finanzierungssystem der Krankenhäuser über Fallpauschalen kritisierten – machte unter anderem deutlich: Tarifliche Regelungen zur Entlastung und gesetzliche Personalbemessung stehen nicht in Widerspruch zueinander, sondern ergänzen sich. »Außerdem wurde klar, dass sich nichts ändert, wenn die Beschäftigten nicht selbst aktiv werden«, betonte Annette Boldt aus dem Stadtkrankenhaus Korbach. »Mit der alten Stellvertreter-Haltung kommen wir nicht weiter.« Sie plädierte dafür, Begriffe zu verwenden, »die uns stark machen«. So sei die Parole »Aufstehn für die Pflege« beispielsweise viel motivierender als »Pflege am Boden«.
Die Möglichkeit, Erleichterungen für ältere Beschäftigte per Tarifvertrag durchzusetzen, war den zusammen knapp 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Forums ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Einige sprachen sich dafür aus, ältere Beschäftigte von Nachtdiensten auszunehmen. Auch die Forderung, frühzeitig aus dem Erwerbsleben aussteigen zu können, kam zur Sprache.
Ein weiteres Diskussionsthema im Forum war die Fachkraftquote bei der Personalbemessung. So ist der Anteil der examinierten Pflegekräfte in den Häusern teilweise sehr unterschiedlich. Gesetzliche und tarifliche Regelungen dürften keinesfalls dazu führen, dass der Anteil qualifizierter Kräfte zurückgefahren werde, so der Tenor. Wichtig sei zudem, dass Tarifverträge zur Entlastung auch einklagbar sind.