Für rund 250 Beschäftigte der Rendsburger Schön-Klinik und ihre Familien dürfte die Freude beim diesjährigen Weihnachtfest getrübt sein. Denn der kommerzielle Betreiber plant Massenentlassungen bei »patientenfernen« Tätigkeiten. Beschäftigte aus Reinigung, Service, Catering, IT, Buchhaltung und anderen Bereichen – die teilweise seit Jahrzehnten in dem einst kommunalen Krankenhaus arbeiten – sollen ihren Job verlieren. Einige sollen sich in ausgegliederten Servicegesellschaften erneut auf dieselben Stellen bewerben können – zu deutlich schlechteren Stundenlöhnen, ohne Jahressonderzahlung und mit längeren Arbeitszeiten.
»Was hat die Schön-Gruppe 2023 nicht alles versprochen, als sie sich für die Übernahme der damals insolventen Imland-Kliniken in Rendsburg und Eckernförde beworben hat«, erinnert sich der ver.di-Sekretär Nico Wickleder. Nicht nur die beiden Standorte, auch die meisten Arbeitsplätze und die Tarifverträge sollten erhalten bleiben. Doch seither wurden bereits etwa 80 Stellen gestrichen, nun sollen 250 weitere folgen. »Das Ziel ist klar: Kosten senken und Gewinne steigern – zulasten der Beschäftigten und letztlich auch der Versorgungsqualität«, bringt es der Gewerkschafter auf den Punkt. »Dies ist ein mahnendes Beispiel, was passiert, wenn sich Land und Kommunen ihrer Verantwortung für die Gesundheitsversorgung durch Privatisierung entledigen.«
2023 hatte sich der Kreistag Rendsburg-Eckernförde gegen eine Übernahme durch das ebenfalls kommunale Städtische Krankenhaus Kiel entschieden und die Standorte stattdessen an die Schön-Gruppe verkauft. »Jetzt ist leider genau das eingetreten, vor dem wir als SPD im Vorfeld der Privatisierung der Imland-Kliniken gewarnt hatten«, so die Gesundheitsexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Birte Pauls. Nico Wickleder von ver.di verweist darauf, dass die Konditionen in den Schön-Tochtergesellschaften, die die Aufgaben der Entlassenen übernehmen sollen, deutlich schlechter sind. Den betroffenen Beschäftigten rät er dringend: »Hände weg vom Kugelschreiber! Nichts unterschreiben, bevor es nicht eingehend geprüft wurde.«
Weder Betriebsrat noch Gewerkschaft können die Entlassungen verhindern, da es sich um eine wirtschaftliche Entscheidung des Eigentümers handelt. Die betriebliche Interessenvertretung versucht aber mit Unterstützung von ver.di, in Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan eine möglichst weitgehende soziale Abfederung zu erreichen. »Gerade in einer solchen Situation ist es wichtig, eine starke Gewerkschaft im Rücken zu haben«, betont Nico Wickleder. ver.di-Mitglieder erhielten juristische Beratung und Unterstützung. Der Fall werfe ein Schlaglicht auf die Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen. »Es muss um die bestmögliche Versorgung und gute Arbeitsbedingungen gehen, nicht um die Erzielung maximaler Gewinne. Einen solchen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik können wir nur gemeinsam und gut organisiert durchsetzen.«
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