»Der Arbeitgeber hat noch genau eine Chance. Liegt dann kein verhandlungsfähiges Angebot auf dem Tisch, wird ein unbefristeter Erzwingungsstreik nicht mehr zu verhindern sein«, hatte der ver.di-Verhandlungsführer Frank Hutmacher vor der entscheidenden fünften Runde der Tarifverhandlungen an der Universitätsmedizin Mainz angekündigt. Nun ist klar: Die Klinikleitung hat ihre Chance genutzt, beide Seiten einigten sich am Mittwochabend (31. Mai 2023) auf einen neuen Tarifvertrag, der den rund 7.000 nicht-ärztlichen Beschäftigten deutliche Lohnerhöhungen und weitere Verbesserungen beschert.
»Das ist ein gutes Verhandlungsergebnis, das sich sehen lassen kann«, erklärt die Kinderkrankenschwester Anja Großmann, die sich in der Tarif- und Verhandlungskommission von ver.di engagiert. »Möglich gemacht haben das der systematische Einsatz von Organizing-Methoden und vor allem der imposante zweitägige Warnstreik Anfang Mai, an dem sich über 900 Kolleginnen und Kollegen beteiligt haben.« Bei den Verhandlungen sei deutlich geworden, dass der Arbeitgeber diesen Druck durchaus gespürt habe.
Nach steuerfreien Prämien von insgesamt 3.000 Euro (Teilzeitkräfte anteilig) für 2023 erhalten die Beschäftigten ab dem 1. Januar 2024 dauerhaft monatlich 200 Euro (Auszubildende 100 Euro) plus zwei Prozent mehr. Im August 2024 erhöhen sich die Tabellenentgelte um weitere vier Prozent, bei einer Laufzeit von insgesamt 25 Monaten bis Ende Januar 2025. Hinzu kommen die Erhöhung des Nachtzuschlags von 25 auf 40 Prozent und verbesserte Eingruppierungen. So werden examinierte Pflegekräfte, die bislang in der Entgeltgruppe KR7 eingruppiert sind, in die KR8 hochgruppiert, wobei sie ihre Stufenlaufzeit mitnehmen. In die KR7 sollen künftig Medizinische Fachangestellte mit pflegerischen Tätigkeiten eingruppiert werden, für die bislang eine Entgeltgruppe darunter Schluss ist.
Ein neues Element im Tarifvertrag ist ein monatlicher »Zukunftsbetrag« von 50 Euro netto, der für Angebote aus den Bereichen Mobilität, Nachhaltigkeit und Prävention genutzt werden kann – zum Beispiel für das sogenannte Deutschlandticket im Nahverkehr. Neben der unbefristeten Übernahme von Auszubildenden haben Gewerkschaft und Arbeitgeber zudem vereinbart, dass die Mainzer Uniklinik sukzessive ein Konzept zum Ausstieg aus der Leiharbeit vorlegt und ein Projekt zur möglichen Ausgestaltung einer Vier-Tage-Woche startet. Die Teamdelegierten und die ver.di-Tarifkommission haben den Kompromiss mehrheitlich zur Annahme empfohlen. Jetzt werden die Gewerkschaftsmitglieder befragt.
»Gut, dass es jetzt mehr Geld gibt, das haben insbesondere die Beschäftigten der unteren Entgeltgruppen dringend nötig, die durch den Sockelbetrag überproportional profitieren«, betont die Fachkinderkrankenschwester Julia-C. Stange. »Das Engagement lohnt sich, so machen wir weiter – für eine angemessene Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und eine gute Krankenversorgung in der Region.«
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