Psychiatrien: systematische Verstöße

21.06.2022

ver.di kritisiert systematische Verstöße gegen Personalvorgaben in Psychiatrien und fordert Gesundheitsminister zum Handeln auf

Pressemitteilung. Berlin, 21.06.2022. Vor der morgen beginnenden Gesundheitsministerkonferenz in Magdeburg kritisiert die Gewerkschaft ver.di den eklatanten Personalmangel in psychiatrischen Einrichtungen. „Gegen die in der Psychiatrie geltenden Personalvorgaben wird systematisch verstoßen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Die Richtlinie „Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik“ (PPP-RL) schreibe den Einrichtungen vor, wie viel Personal welcher Berufsgruppen sie in der Versorgung psychisch kranker Menschen einsetzen müssten. „Nach unserer aktuellen betrieblichen Erhebung werden die Vorgaben der PPP-RL im Durchschnitt gerade mal zu 78 Prozent erfüllt“, erklärte Bühler mit Verweis auf eine ver.di-Untersuchung bei 91 psychiatrischen Stationen mit insgesamt 1.809 Betten.

„Die Personalbemessung in der Psychiatrie nutzt Patienten und Beschäftigten, deshalb muss es Folgen haben, wenn die Vorgaben nicht erfüllt werden“, sagte Bühler. Die seit 2020 geltende PPP-RL muss aktuell nur zu 90 Prozent eingehalten werden. Doch selbst wenn dieser abgesenkte Wert unterschritten wird, werden die Kliniken laut Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zunächst nicht sanktioniert. „Damit fehlt bisher jeder Anreiz, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die vorgeschriebene Personalausstattung zu erreichen“, kritisierte die Gewerkschafterin. „Hier sind die Gesundheitsminister gefordert.

“Ein weiteres Ergebnis der ver.di-Erhebung ist, dass auf einer psychiatrischen Station durchschnittlich 22 Betten betrieben werden. Die PPP-RL empfiehlt hingegen eine Stationsgröße von lediglich 18 Betten. „Wenn weniger Personal auf größeren Stationen eingesetzt wird, leidet zwangsläufig die Versorgung, das Aggressionspotenzial wächst und die Beschäftigte sind einer ständigen Überlastung ausgesetzt«, sagte Bühler. „Die Gesundheitsminister müssen dieses Problem angehen –  sowohl im Interesse der psychisch kranken Menschen als auch der Beschäftigten.“

 

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