Psychiatrie

    Hohe Belastung in der Psychiatrie

    05.09.2019

    Im September 2019 soll im Gemeinsamen Bundesausschuss, dem obersten Organ der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, mit den Stimmen von Krankenkassen und Krankenhäusern neue Regeln für die Personalausstattung in der Krankenhauspsychiatrie beschlossen werden.

    Im Vorfeld hat ver.di eine groß angelegte Umfrage, das »Versorgungsbarometer Psychiatrie« durchgeführt. Es zeigt deutlich, dass die Personalsituation am Limit ist. Am 10. September machen Beschäftigte aus zahlreichen Kliniken bundesweit mit einem Aktionstag auf diese Situation aufmerksam.

     

    Die Ergebnisse zusammengefasst:

    • Über 2.000 Psychiatriebeschäftigte melden sich zu Wort: Im Juli und August 2019 beteiligten sich 2.329 Psychiatrie-Beschäftigte aus 168 Krankenhäusern aus allen Bundesländern am Versorgungsbarometer.

    • Anhand von Fragen zur Versorgungswirklichkeit und zur Arbeitssituation, darunter auch Fragen zu Zwangs- und Gewaltsituationen, wurde ein fünfstufiges Barometer von dunkelgrün bis rot erstellt (siehe Grafik sowie Anhang 1 zur Methodik).

    • Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Gesamtbewertung der Versorgungssituation bewegt sich im gelben Bereich (unzureichende Versorgung) an der Grenze zu Orange.

    • Fast die Hälfte der Beschäftigten hat in den vier Wochen vor der Befragung körperliche Übergriffe gegen sich selbst erlebt. Über 80 Prozent waren in diesem Zeitraum mit Beschimpfungen konfrontiert.

    • Drei von vier Beschäftigten haben in den letzten vier Wochen mindestens eine Zwangsmaßnahme miterlebt, die Hälfte mindestens einmal die Woche, jeder Fünfte erlebt das praktisch in jedem Dienst.

    • Über 60 % meinen, dass »ungefähr die Hälfte« oder »fast alle« dieser Zwangsmaßnahmen mit einer besseren Personalausstattung vermeidbar gewesen wären.

    • In hunderten Kommentaren wiesen die Beschäftigten auf den Zusammenhang von fehlendem Personal, Unterversorgung, Eskalation und psychischer Belastung hin.

    • Drei von vier Beschäftigten (76,9%) können sich nicht vorstellen, mit der derzeitigen Personalausstattung bis zur Rente in der Psychiatrie weiterzuarbeiten.

     
    Ergebnis des Versorgungsbarometers Psychiatrie
    © ver.di
    Ergebnis des Versorgungsbarometers Psychiatrie

     

    Die vollständigen Ergebnisse des Barometers können hier heruntergeladen werden.

    Diese Ergebnisse zeigen: Eine Personalaufstockung tut dringend Not. ver.di fordert eine deutliche Verbesserung der bisherigen Psychiatrie-Personalverordnung, eine „PsychPVplus“. Die aktuellen Pläne für neue Personalmindeststandards gehen jedoch in die falsche Richtung (zum bisherigen Entwurf hat ver.di ein Positionspapier veröffentlicht).

    Statt die Lage zu verbessern, gefährden sie gute Versorgung und sichere Arbeit. Es droht sogar eine Verschlechterung der bisherigen Standards – eine PsychPVMinus.

    Es geht um viel, deshalb machen wir uns stark für eine bedarfsgerechte Personalausstattung – für gute Versorgung und gute Arbeitsbedingungen!

     

    Weiterlesen

    1/10