»Ein cooles Gefühl«

Rehasan-Ostseeklinik Prerow: Beschäftigte erzwingen mit Streiks Tarifverhandlungen.
08.11.2023

Zusammen arbeiten, zusammen kämpfen

Angefangen hat es vor anderthalb Jahren mit nur sieben ver.di-Mitgliedern. Jetzt ist die Mehrheit der gut 100 Beschäftigten der Rehasan-Ostseeklinik Prerow gewerkschaftlich organisiert. Sie wollen nicht länger hinnehmen, dass der Arbeitgeber die Löhne und Arbeitsbedingungen nach Gutdünken einseitig festlegt. Dieser wollte zunächst nicht über einen Tarifvertrag mit ver.di verhandeln. Erst als die Kolleg*innen mehrfach streikten, kam der Klinikbetreiber an den Verhandlungstisch – ein erster Erfolg.

 
Beschäftigte der Rehasan-Ostseeklinik Prerow erzwingen mit Streiks Tarifverhandlungen.

»Die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen sind unterirdisch, da muss einfach was passieren«, sagt der Sporttherapeut Max Schattschneider. Wie viele andere ist er vor einigen Monaten ver.di beigetreten. »Bis dahin wusste ich gar nicht so genau, was Gewerkschaften überhaupt machen«, berichtet der 36-Jährige. Jetzt ist er Mitglied der ver.di-Tarifkommission und fest entschlossen, gemeinsam mit seinen Kolleg*innen einen Tarifvertrag zu erreichen.

Dafür demonstrierte die Belegschaft zunächst mit einer aktiven Mittagspause und einem Warnstreik. Im Juni legte sie fünf Tage am Stück die Arbeit nieder – mit guter Beteiligung der verschiedenen Berufsgruppen, von der Pflege über das Servicepersonal und die Therapie bis hin zur Haustechnik. Daraufhin trat die Klinikleitung endlich in Verhandlungen ein.

 

»Man arbeitet zusammen, man kämpft zusammen. Ein cooles Gefühl.«

Max Schattschneider, Sporttherapeut

»Sehr aufregend« sei der erste Streik gewesen, erinnert sich Max Schattschneider. Aber auch motivierend: »Man arbeitet zusammen, man kämpft zusammen. Ein cooles Gefühl.« Von seinem Arbeitgeber ist der Sporttherapeut hingegen enttäuscht. Dieser habe die Belegschaft immer wieder hingehalten. »Wenn das so weitergeht, werden wir wieder streiken müssen«, meint der 36-Jährige.

Bereits die ersten Streiks hatten massive Auswirkungen. Statt der üblichen Anwendungen wurden Rätselhefte an die Patient*innen verteilt. Therapien mussten abgesagt, Aufnahmen verschoben werden. Viele Patient*innen beschwerten sich – allerdings nicht bei den Streikenden, sondern bei den Kostenträgern. »Deren Druck hat offenbar dazu geführt, dass Rehasan nun mit uns am Tisch sitzt«, erklärt die ver.di-Verhandlungsführerin Dörte Kutzner. »Wenn das Unternehmen vermeiden will, dass es erneut dazu kommt, muss es rasch ein verhandelbares Angebot vorlegen.«

 

Dieser Artikel ist in der Klinik.Zeitung Nr. 1 erschienen.