Erst eskalieren, dann abtauchen. Das scheint das Motto der Celenus-Spitze im Tarifkonflikt in Thüringen zu sein. Statt in der seit Monaten schwelenden Auseinandersetzung an der Klinik an der Salza in Bad Langensalza endlich ein tragfähiges Angebot vorzulegen, kündigte der Reha-Konzern den Gewerkschafterinnen Carmen Laue und Heike Schmidt fristlos. Beide arbeiten seit Jahrzehnten in der Klinik und haben diese mit aufgebaut. Seit Mai sind zudem fünf Beschäftigte aus der Physiotherapie als »Arbeitskampfabwehrmaßnahme« ausgesperrt.
Dieses Vorgehen hat in der Öffentlichkeit große Empörung und Solidarität hervorgerufen. Auch die Politik hat sich eingeschaltet. So haben sich Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) und der Bürgermeister von Bad Langensalza, Bernhard Schönau (FDP), als Schlichter zur Verfügung gestellt. Doch selbst darauf gibt es vom Unternehmen keine Reaktion. »Ein solches Angebot einfach zu ignorieren, ist unanständig und zeigt deutlich, dass Celenus Tarifverträge mit allen Mitteln verhindern will«, kommentierte ver.di-Landesfachbereichsleiter Bernd Becker dieses Verhalten. »Der Konzern versucht, die Belegschaft zu spalten, er spielt mit menschlichen Existenzen – das dürfen wir, das darf die Gesellschaft nicht zulassen.«
Das betonte auch Sylvia Bühler vom ver.di-Bundesvorstand auf der Demonstration am 20. Juni vor der Gesundheitsministerkonferenz in Düsseldorf, an der auch etwa 20 Kolleginnen und Kollegen aus Bad Langensalza teilnahmen. »Dass es Aussperrungen im Gesundheitswesen gibt, ist unfassbar«, so die Leiterin des ver.di-Fachbereichs Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen bei ihrer Rede. »Hier zeigt ein kapitalistisches Unternehmen seine hässlichste Fratze. Solche Firmen haben im Gesundheitswesen nichts verloren.« Die Politik sei gefordert, Profitmaximierung auf Kosten von Beschäftigten und Patient/innen zu unterbinden.
»Es ist toll, gemeinsam mit so vielen Kollegen aus Krankenhäusern und der Pflege auf die Straße zu gehen«, sagte Heike Schmidt am Rande der Demonstration. »Wir alle machen ordentliche Arbeit. Sie muss angemessen bezahlt werden und die Bedingungen müssen stimmen.« Wie groß die Unterstützung für sie und ihre Kollegin Carmen Laue ist, zeigten die Demonstranten auf der Kundgebung mit Sprechchören: »Solidarität mit Carmen und Heike!« Jacqueline Althaus von der ver.di-Tarifkommission sagte: »Der Arbeitgeber bedroht sieben Kolleginnen in ihrer Existenz – er meint aber uns alle.« Die Physiotherapeutin betonte, dass die Betroffenen ohne die finanzielle Unterstützung von ver.di größte Probleme hätten. Ein solcher Konflikt sei nur mit einer starken Gewerkschaft durchzuhalten.
Für die Masseurin Gabriele Oschmann ist es selbstverständlich, an der Seite der Gekündigten und Ausgesperrten zu stehen. »Es reißt mir das Herz heraus, schließlich arbeiten wir seit 20 Jahren zusammen – wir sind ein Team.« Stets seien die Kolleginnen und Kollegen »voller Liebe« zur Arbeit gegangen. »Doch jetzt macht der Arbeitgeber den guten Ruf der Klinik kaputt.« Die Warnstreiks hätten auf die Qualität der Patientenversorgung merkliche Auswirkungen, an Therapien und Pflege werde nur noch das Nötigste gemacht. Dennoch gebe es unter den Patientinnen und Patienten viel Solidarität für die Streikenden.
In den kommenden Wochen könnte es zu noch deutlicheren Einschränkungen kommen. Denn ab dem 2. Juli will ver.di zum unbefristeten Streik aufrufen. Zugleich setzt die Gewerkschaft weiter darauf, die Öffentlichkeit über den Konflikt zu informieren und zur Solidarität aufzurufen. »Ich rate Celenus dringend, den Eskalationskurs zu beenden und die Auseinandersetzung in ordentlichen Tarifverhandlungen beizulegen«, sagte ver.di-Verhandlungsführer Becker. »Wir bleiben gesprächsbereit, haben aber auch einen langen Atem, den Widerstand fortzusetzen.« Auf juristischer Ebene geht der Konflikt am 26. September vor dem örtlichen Arbeitsgericht weiter; bei einem Gütetermin zu den Kündigungen von Carmen und Heike gab es am 19. Juni keine Einigung.
Die Klinik an der Salza in Bad Langensalza gehört zur Celenus Kliniken GmbH mit Sitz in Offenburg. Das Unternehmen betreibt in Deutschland zurzeit 17 Kliniken und hält seit 2017 auch die Mehrheit an der inoges Holding GmbH mit der Marke Savea mit 30 Standorten im Bereich der ambulanten Rehabilitation. Eigentümer ist die Orpea-Gruppe mit Sitz in Frankreich, die europaweit etwa 790 Standorte mit 82.900 Betten hat, davon 165 Standorte mit rund 17.600 Betten in Deutschland.
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