Vom Schock zum Widerstand

24.05.2024

»Wir waren total geschockt, Tränen sind geflossen.« So beschreibt Carolin W. aus dem SRH-Gesundheitszentrum Bad Wimpfen die Stimmung, als der Arbeitgeber vergangenes Jahr die Reha-Klinik aus dem Konzerntarifvertrag ausschloss und Verschlechterungen verlangte. Doch Enttäuschung und Wut verwandelten sich schnell in Aktivität. »Wir wollten uns das einfach nicht gefallen lassen«, sagt die Bürokauffrau, die sich in der ver.di-Tarifkommission engagiert. Deshalb schlossen sich die Beschäftigten in Bad Wimpfen mit ihren Kolleg*innen in den SRH-Gesundheitszentren Nordschwarzwald zusammen, wo der Konzern zeitgleich die Tarifverträge gekündigt hatte. Selbstbewusst schrieben sie einen eigenen Vertragsentwurf, mit vielen guten Regelungen für Beschäftigte. Hartnäckig mobilisierten die ver.di-Aktiven dafür in den Belegschaften. »Wir haben sehr, sehr viele persönliche Gespräche geführt, um die Leute zu überzeugen«, berichtet Carolin W.. Mit Erfolg: Die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder verdoppelte sich, fast die Hälfte der Beschäftigten in Bad Wimpfen und etwa jeder dritte im Nordschwarzwald ist nun organisiert. Die Gewerkschafterin führt das auch auf die offene Informationspolitik zurück: »Nach jeder Verhandlungsrunde stellen sich die Tarifkommissionsmitglieder in der Mittagspause, bei Videokonferenzen und in Chats den Fragen der Kolleginnen und Kollegen. Alle sind immer auf dem Laufenden und können ihre Meinung einbringen. Das macht es zur gemeinsamen Sache.«

 

Am »roten Mittwoch« zeigten Beschäftigte allwöchentlich mit roten Kleidungsstücken, dass sie hinter den Tarifforderungen stehen – nur eine von vielen kreativen Aktionen. Bei den drei Warnstreiktagen stieg die Beteiligung von Mal zu Mal. »Es hat sich eine tolle Dynamik und viel Selbstbewusstsein entwickelt, auf dieser Basis konnten wir am Verhandlungstisch ein gutes Ergebnis durchsetzen«, erklärt die ver.di-Verhandlungsführerin Annelie Schwaderer. Beide Seiten haben sich in Grundzügen auf einen Tarifvertrag geeinigt, der in Teilen sogar besser ist als der Konzerntarifvertrag, aus dem die Reha-Kliniken zuvor ausgeschlossen wurden. Am 8. Mai (nach Redaktionsschluss) wollen sie sich in den letzten offenen Punkten einigen. »Dieser Erfolg zeigt, was Beschäftigte auch in Reha-Einrichtungen mit Mut, Kreativität und Zusammenhalt erreichen können«, bilanziert die Gewerkschafterin.

 

Kontakt

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    Eu­ro­päi­sche Ge­sund­heits­po­li­ti­k, Re­ha­bi­li­ta­ti­on

    030/6956-1820

  • Jakob Becker

    Lan­des­fach­be­reichs­lei­ter Ba­den-Würt­tem­berg

    0711 / 887 880 30