Der »Aufstand der Töchter« an Berlins Krankenhäusern hat sich gelohnt. Nach der Charité Facility Management GmbH (CFM) des Uniklinikums hat ver.di auch bei der Vivantes Servicegesellschaft (VSG) des städtischen Krankenhauskonzerns einen Tarifabschluss erreicht. Die Beschäftigten beider Tochterunternehmen hatten 2016 unter dem Motto »TVöD für alle« begonnen, sich für die Angleichung der Bezahlung an den Flächentarif zu engagieren. Bei der CFM hat das bereits im März 2018 zu einer Vereinbarung geführt, die Niedriglöhnern bis zu 16 Prozent mehr Geld beschert. Nach 51 Streiktagen ist es nun auch bei der VSG so weit: Die Gehälter der meisten Beschäftigten werden bis 2020 schrittweise auf 90 Prozent des TVöD-Niveaus angehoben. Auch im Manteltarif – zum Beispiel bei Zulagen, Zuschlägen und freien Tagen für Nachtarbeit – konnte ver.di spürbare Verbesserungen und teilweise eine Angleichung an die Regelungen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD) erreichen.
Laut Einigung werden die beiden untersten Entgeltgruppen rückwirkend zum 1. Januar 2018 um einen Sockelbetrag von 70 Euro angehoben – ein Zuwachs von bis zu vier Prozent. Alle anderen Entgeltgruppen werden linear um 2,1 Prozent erhöht. Zum 1. Januar 2019 werden erneut die beiden untersten Entgeltgruppen um 60 Euro und damit zwischen 3,2 und 3,5 Prozent angehoben, die anderen Beschäftigten erhalten erneut 2,1 Prozent. Im Januar 2020 steigen die Einkommen aller Beschäftigten schließlich um weitere 3,5 Prozent. Zusätzlich gibt es Verbesserungen für die Kolleg/innen der Zentralsterilisation, eine Erhöhung der Jahressonderzahlung, Verbesserungen beim Urlaub sowie die Einführung eines Krankengeldzuschusses. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt drei Jahre und drei Monate und endet am 31. März 2021.
Durchgesetzt haben das die diejenigen, die sich in den vergangenen Monaten immer wieder an Streiks und Protesten bei der VSG beteiligten. Teilweise sind sie gemeinsam mit studentischen Beschäftigten, Musikschullehrer/innen, VHS-Dozent/innen und anderen auf die Straße gegangen, um die Solidarität der Beschäftigten in der Bundeshauptstadt zu befördern. Dabei haben die Streikenden auch die fortschreitende Zersplitterung der Krankenhäuser zum Thema gemacht und kritisiert, dass Ausgliederungen die Belegschaften spalten und die Kooperation im Krankenhaus erschweren. So werden bundesweit Dienstleistungen in Krankenhäusern in Tochtergesellschaften ausgegliedert oder gleich ganz an externe Firmen vergeben. Waren davon zunächst vor allem angeblich »patientenferne« Bereiche wie Wäschereien, Reinigung und Logistik betroffen, werden inzwischen beispielsweise auch Therapien oft nicht mehr von hauseigenem Personal durchgeführt. Einziger Sinn dabei: die Löhne zu drücken.
Auch die rund 2.000 Beschäftigten der ausgegliederten Tochtergesellschaften von Vivantes werden zumeist schlechter bezahlt als ihre Kolleginnen und Kollegen im Mutterkonzern. Das will ver.di ändern und hat mit in der VSG nun einen ersten Schritt getan. Auch in der Berliner Landespolitik hat die Kampagne Wirkung gezeigt. »Mit diesem Arbeitskampf wurde viel erreicht – die Kolleginnen und Kollegen können stolz auf sich sein«, betonte ver.di-Verhandlungsführerin Meike Jäger. Trotz der spürbaren Verbesserungen sei klar, »dass dieses Tarifergebnis nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zur vollen Angleichung an die TVöD-Beschäftigten in der VSG sein kann«. In der Servicegesellschaft arbeiten rund 400 Beschäftigte sowie etwa 600 vom Mutterkonzern Vivantes gestellte Kolleginnen und Kollegen. ver.di werde das Ziel einer vollständigen Gleichbehandlung weiter verfolgen, kündigte Jäger an.
Eindrücke aus dem Streik im Video:
Die Vivantes Service Gesellschaft (VSG) ist eine 100%ige Tochtergesellschaft des Krankenhauskonzerns Vivantes. In dieser Gesellschaft sind die Dienstleistungsbereiche Sterilgutaufbereitung, Patientenbegleitservice, Facility Management und Bauabteilung, Wäscheversorgung und der Bereich Einkauf und Logistik organisiert.
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ver.di Bundesverwaltung