Alles ist ein bisschen abgerockt hier. Durch die großen Fenster kriecht die Kälte, wenn man nicht kräftig heizt. Neues Spielzeug, vielleicht sogar ein bisschen digitale Ausstattung fänden die 160 Kids hier bestimmt toll – und ein Pausenraum, der in seinem Sammelsurium nicht gleichzeitig an die 70er, 80er und 90er erinnert, wäre was Schönes für die Großen, die 32 Beschäftigten. Dann könnten die sich tatsächlich mal ein bisschen erholen in der Pause, von dem Dauerstress. Aber Geld gibt es nicht so viel hier, Zeit noch viel weniger.
Willkommen in einer Kita der Elbkinder, dem großen stadtnahen Kita-Träger in Hamburg. Hier in Hamburg Eimsbüttel mit seinen bürgerlichen Altbau-Eigentumswohnungen ist die Welt noch heil, auch wenn Ärzt*innen, Rechtsanwält*innen und Richter*innen aus der Nachbarschaft beim zweiten Kind an den Stadtrand ziehen, um dort im eigenen Haus vielleicht noch glücklicher zu werden. Ein paar Normalverdiener gibt es auch.
Hier betreut Anette Krapp mit ihren 40 Jahren Berufserfahrung deren ein- bis dreijährigen Krippenkinder für 2.500 Euro netto im Monat und einer Rente nach frühestens 45 Berufsjahren, die dann noch ein Tausender weniger ist. Nach Abzug der jetzigen Miete von 850 Euro bliebe ihr dann nicht mal mehr die Hälfte. Heil ist die Welt deswegen nur, weil es meistens immer eine Lösung gibt – für die Eltern und Kinder. Die Erzieher*innen machen das schon.
veröffentlicht am 21. Februar 2023
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