Studierendenwerke lindern die Not ukrainischer Studierender. Doch für strukturelle Hilfe ist der Staat zuständig. Rund 100.000 Forschende und Studierende aus der Ukraine werden an deutschen Hochschulen erwartet. Studierende brauchen BAföG.
In vielen Mensen erhalten ukrainische Studierende kostenlose Mittagessen oder extra Guthaben auf der Mensakarte, in Wohnheimen können sie ihre Miete später zahlen, und Hilfefonds lindern die größten Geldsorgen: Studieren den werke helfen in der Not. „Es ist wirklich toll, wie schnell die Studierendenwerke aktiv geworden sind und wie viel sie tun“, sagt der Generalsekretär des Deutschen Studenten werks (DSW), Matthias Anbuhl. Vor Beginn des Kriegs waren bereits 6.200 ukrainische Studierende in Deutschland eingeschrieben. Dabei stellt Matthias Anbuhl klar, dass die Studierendenwerke nach Bedürftigkeit fördern, nicht nach Nationalität – und deshalb auch Studierende aus Russland, Belarus oder Drittstaaten im Blick hätten.
In Eigenregie stellen die Studierendenwerke unbürokratisch ein Hilfsangebot auf die Beine, bieten psychologische Beratung an, kümmern sich um Verpflegung und Unterkünfte. „Im Rahmen ihrer Möglich keiten“, fügt der DSW-Vorstandsvorsit zende hinzu. Rechtlich sei ihr Engagement zunächst auf Studierende begrenzt, die an einer deutschen Hochschule immatrikuliert seien. Wie bereits 2015, als viele Menschen aus Syrien nach Deutschland flohen, benötigten sie auch jetzt eine extra Genehmigung, um darüber hinaus beispielsweise Wohnheimplätze an Geflüchtete vergeben zu dürfen. Einige Bundesländer hätten diese Erlaubnis schon erteilt, berichtet Matthias Anbuhl, so dass Studierenden werke in Städten wie Cottbus, Frankfurt an der Oder, Chemnitz und Zwickau sowie in Homburg im Saarland bereits freie Unterkünfte bereitstellten.
Viele Studierendenwerke organisieren auch Spendensammlungen und Benefizaktionen. Allerdings, betont er, handele es sich dabei um Erste Hilfe, „im wahrsten Sinne des Wortes“. Für strukturelle Hilfe sei der Staat in der Verantwortung. Schät zungen des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) gehen davon aus, dass perspektivisch 100.000 Forschende und Studierende aus der Ukraine an deut-sche Hochschulen kommen werden. Im ersten Schritt gehe es darum, sie mit Sprachkursen und Orientierungsangeboten darauf vorzubereiten sowie Unterkünfte zu besorgen, sagt Matthias Anbuhl. Er rechnet frü-hestens ab dem Wintersemester 2022/23 mit größeren Zahlen.
Für geflüchtete Studierende aus der Ukraine sei die Frage der Studienfinanzierung zentral, hebt der Generalsekretär hervor. Deshalb gelte es sicherzustellen, dass sie Anspruch auf BAföG haben. „Wir sehen eine große Lücke bei der Studienfinanzierung“, so der Matthias Anbuhl. Ukrainerinnen und Ukrainer erhalten eine Aufenthaltserlaubnis zum vorübergehenden Schutz nach Paragraf 24 des Aufenthalts - gesetzes. Dieser Status berechtige jedoch nicht zum Bezug von BAföG. „Da gilt es dringend nachzubessern“, betont er. Und zwar nicht erst zum Wintersemester, sondern schnellstmöglich.
erschienen im biwifo-Report 01/2022, veröffentlicht/aktualisiert am 27. April 2022