»Wir sind am Limit«

Die Studierendenwerke sind seit Jahren unterfinanziert. Sinkende Studierendenzahlen verschärfen die Misere.
09.09.2024
Ulrich Hempe (links) weiß, wie sehr die Belastung für die Beschäftigten steigenStudierendenwerke sind am Limi

Ob Schnitzel, Salat oder Sellerieeintopf: Die Preise sind in der Mensa in Mainz in den letzten Jahren stark gestiegen. Das gilt auch für die Semesterbeiträge. »Das ist eine total unglückliche Situation«, sagt Ulrich Hempe, Sprecher der ver.di-Bundesfachkommission Studierenden-werke. »Die Studierendenwerke sind seit Jahren unterfinanziert.« Darunter zu leiden hätten die Studierenden – und die Beschäftigten. »Die Arbeitsbelastung steigt exorbitant.« Für viele Studierendenwerke kommt erschwerend hinzu, dass die Studierendenzahlen sinken – und damit die Einnahmen.

So ging zum Beispiel in Trier die Zahl der Studierenden in den letzten zehn Jahren um fast ein Viertel zurück. Das heißt: Weniger Semesterbeiträge, weniger Mittagessen. »Damit verschärft sich unsere wirtschaftliche Misere weiter«, sagt der Personalratsvorsitzende des Studierendenwerks Trier, Ingolf Fritzsche. Um Kosten zu sparen, seien seit der Coronapandemie bereits 46 Arbeitsplätze abgebaut worden. »Das ist richtig krass.« In der Mensa gibt es deshalb weniger Auswahl an Speisen. Kommt Krankheit oder Urlaub hinzu, sei so gut wie niemand mehr in der Küche. »Dann tun wir uns schon schwer damit, Menü 1 und 2 anzubieten.« Frische Pasta und Burger werden dann vom Speiseplan gestrichen. Wie es weitergeht, wenn die Studierendenzahlen weiter sinken? Für Ingolf Fritzsche steht fest: »Bei uns kann man nichts mehr einsparen. Wir sind am Limit.« Der Personalrat fordert das Land auf, eine ausreichende Finanzierung sicherzustellen. Damit die Studierendenwerke ihre wichtigen Aufgaben noch erfüllen könnten.

Die Betriebe finanzieren sich durch Semesterbeiträge, Einnahmen aus Mensa & Co. sowie aus Landesmitteln. In Rheinland-Pfalz habe das Land die Zuschüsse seit vielen Jahren nicht erhöht, kritisiert Ulrich Hempe. »Damit haben wir de facto immer weniger Geld zur Verfügung.« Denn Tariferhöhungen sorgten für steigende Kosten, auch Lebensmittel und Strom sind teurer geworden. Zudem kämen ständig neue Aufgaben dazu. So müssten jetzt zum Beispiel alle Inhaltsstoffe jeder einzelnen Speise detailliert ausgewiesen und die Lieferkette genau dokumentiert werden.

Die Finanznot der Studierendenwerke sei ein bundesweites Problem, betont der Gewerkschafter. »Wir wollen nicht mehr wie die Stiefkinder der Universität behandelt werden.« Schließlich sorgten sie dafür, dass sich alle auf dem Campus wohlfühlen. Studierende, Beschäftigte und Gäste treffen sich zum Mittagessen oder sitzen beim Kaffee zusammen. »Es ist im Interesse aller, dass wir unsere Arbeit gut machen können.«

 

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