»Leisten so viel für die Gesellschaft und Demokratie, aber fallen immer hinten runter«: Beschäftigte in Niedersachsen starten Kampagne zur Aufwertung der Weiterbildung.
»Wir starten – und du?«, haben sie mit dickem Filzstift aufs Plakat gekritzelt: Zum Auftakt der Kampagne »Kohle für Köpfchen« rufen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Weiterbildungsträgern in Niedersachsen dazu auf, sich aktiv zu beteiligen. Mit Blick auf die Landtagswahl im Herbst wollen sie klar machen, dass die Erwachsenen- und Weiterbildung viel mehr Wertschätzung erfahren muss. »Sie leisten so viel für die Gesellschaft und die Demokratie«, sagt Steffen Moldt, zuständiger ver.di-Gewerkschaftssekretär, »fallen aber immer hinten runter.«
Ob es darum geht, Deutschkurse für geflüchtete Menschen auf die Beine zu stellen oder die Folgen der Digitalisierung für den Arbeitsmarkt abzufangen: Stets werde nach den Beschäftigten aus der Weiterbildung gerufen, betont der VHS-Lehrer Eike Thorsten Rick aus Braunschweig. »Doch wir werden immer kleingehalten.« Die Technik sei mitunter veraltet, die Räume sicherlich verbesserungswürdig. »Alle geben sich viel Mühe«, sagt Eike-Thorsten Rick. »Aber uns sind Grenzen gesetzt.« Auch Adrian Rave von der Heimvolkshochschule Springe beklagt, dass die Erwachsenenbildung keinen hohen Stellenwert genieße. »Die Pandemie hat die Situation noch mal verschärft«, sagt der Koch. Notwendige Investitionen seien auf ungewisse Zeit verschoben worden. Die Einkommen seien weit abgehängt vom öffentlichen Dienst. »Nachwuchskräfte wählen immer seltener gemeinnützige Arbeitgeber«, ergänzt Adrian Rave.
Anlass für die Kampagne war eine ver.di-Befragung von Beschäftigten in der Weiterbildungsbranche. »Sie hat gezeigt, wie groß die Unzufriedenheit ist«, berichtet Steffen Moldt. Um etwas zu verändern, schlossen sich daraufhin Kolleg*innen aus verschiedenen Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und anderen landesweiten Bildungsträgern zusammen. Ihre Forderungen: Deutlich mehr Geld für die Einrichtungen und gute Arbeitsbedingungen. Dazu gehören faire Einkommen und Honorare sowie entfristete Stellen. Das Land soll nur noch Aufträge mit Tarifbindung vergeben. Dafür machen sie sich mit Unterschriften und Fotoaktionen stark. Innerhalb weniger Tage unterschrieben landesweit 700 Beschäftigte. »Wir wollen zeigen, dass es uns gibt«, betont Eike-Thorsten Rick, »und hoffen, dass noch ganz viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben mit uns nach vorne starten.«
erschienen im biwifo-Report 01/2022, veröffentlicht/aktualisiert am 27. April 2022
Erwachsenen- und Weiterbildung ist wichtig für die Gesellschaft!
Wir fordern zur Landtagswahl am 9. Oktober 2022 von der Politik in Niedersachsen:
+ Mehr Geld für gute Erwachsenenbildung
+ Faire Einkommen und Arbeitsbedinungen
+ Keine Aufträge ohne Tarifbindung
+Mitsprache in der Erwachsenenbildungspolitik
Die Kampagne im Netz: kfk-verdi.de