Wie wir leben und wirtschaften, befindet sich im Wandel: Unter dem Stichwort Transformation passieren tiefgreifende Veränderungen, etwa in der demographischen Entwicklung, aber auch durch die Digitialisierung und den ökologischen Umbau unserer Gesellschaft. Das macht qualitativ hochwertige und zugängliche Bildungsangebote während der gesamten Erwerbsbiographie wichtiger denn je. Hier sind die Beschäftigten in der Weiterbildung die Schlüsselfiguren in diesen Veränderungen, denn sie machen unsere Gesellschaft fit für die Transformation: Nur mit ihnen geht Bildung weiter. Allgemeine, politische und kulturelle Erwachsenenbildung hilft darüber hinaus Teilhabe zu sichern, die für eine demokratische Gesellschaft unerlässlich ist. Sie leistet auch einen wichtigen Beitrag gegen Desinformation und Verschwörungserzählungen.
Obwohl die Weiterbildungsbranche gesellschaftlich und ökonomisch immer wichtiger wird, ist sie in weiten Teilen durch prekäre Arbeitsbedingungen gekennzeichnet. Vor allem die öffentlich geförderte Weiterbildung ist schon seit Jahrzehnten durch unsichere und schlecht vergütete Beschäftigungsverhältnisse geprägt. Tarifverträge sind die Ausnahme. Sachgrundlose Befristungen sowie befristete Projektarbeit und niedrige Löhne sind an der Tagesordnung. Die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen auf Bundes- sowie auf Länderebene tragen maßgeblich zu diesen Verhältnissen bei, indem sie einen Preiswettbewerb erzeugen. So wird auch die Durchsetzung guter Tarifverträge behindert.
Das wollen wir dringend ändern! Dabei gilt für uns: ver.di ist die Gewerkschaft für alle Beschäftigten in der Weiterbildung. Egal ob Pädagogin, Technischer Angestellter oder Büroangestellte, alle haben anständige Entgelte und Tarifverträge verdient!
»Die soziale, politische und wirtschaftliche Bedeutung der Weiterbildung steht im klaren Widerspruch zu den vielfach prekären Arbeitsbedingungen. Gute Weiterbildung für eine offene und inklusive Gesellschaft muss einhergehen mit guter Arbeit für die Beschäftigten in der Weiterbildung. Dafür machen sich die Kolleginnen und Kollegen in ver.di stark!«
Es braucht eine Aufwertung der Weiterbildungsbranche. Unsere ver.di-Kampagne »Nur mit uns geht Bildung weiter« hat genau das zum Ziel. Und weil es dicke Bretter zu bohren gibt, ist sie auf mehrere Jahre angelegt.
Dafür machen wir politischen Druck:
Es braucht gesetzliche sowie finanzielle Rahmenbedingungen auf Bundes- sowie auf Landesebene für qualitativ hochwertige Weiterbildung, die sichere und gute Arbeit möglich machen. Die angekündigte Tariftreue auf Bundesebene muss auch die Weiterbildung umfassen.
Für den Bereich der öffentlich geförderten beruflichen Weiterbildung liegt die Verantwortung dafür beim Bund und der Bundesagentur für Arbeit (BA). Sie wird sowohl durch Beiträge der Sozialversicherung als auch aus Steuermitteln finanziert. Im Bereich der allgemeinen politischen und kulturellen Erwachsenenbildung liegt die Verantwortung bei den Ländern und Kommunen.
Wir fordern die Arbeitgeber der Weiterbildung ausdrücklich auf, mit uns gemeinsam für die Verbesserungen der Rahmenbedingungen einzutreten. In erster Linie ist es ihre Aufgabe, für eine anständige Finanzierung ihrer Angebote zu sorgen. Sie sind in der Verantwortung, sich hier klar und eindeutig öffentlich zu positionieren.
Für uns gilt: Bildung ist keine Ware. Wir lassen nicht zu, dass ihre gesellschaftspolitische und individuelle Bedeutung auf ökonomische Verwertbarkeit reduziert wird.
Deshalb fordert ver.di …
Wir machen uns betrieblich stark:
Die Beschäftigten in der Weiterbildung kennen ihre Situation selbst am besten. Sie wissen, was es braucht, damit sie sichere Arbeitsplätze und gute Arbeitsbedingungen bekommen. Um mehr öffentliche und politische Aufmerksamkeit zu erzielen, planen wir trägerübergreifende betriebliche Aktionen.
Je mehr sich einbringen, desto mehr können wir zusammen erreichen. Ein wirklich wichtiges und zentrales betriebsspezifisches Thema, welches wir anpacken wollen, ist zum Beispiel die Schaffung von ausreichender Vor- und Nachbereitungszeit für das pädagogische Personal. Denn längst nicht jeder Missstand in der Weiterbildung ist auf schlechte Rahmenbedingungen zurückzuführen. Und schließlich ist die betriebliche Ebene auch entscheidend, um Tarifverträge durchzusetzen oder zu verbessern.
Dafür setzen wir uns tariflich ein:
Durch die Trägerstruktur und die politisch gesetzten Rahmenbedingungen gibt es wenig Beschäftigte, die den Schutz und das Entgelt eines Tarifvertrags genießen. Neben dem nach Arbeitnehmerentsendegesetz für allgemeinverbindlich erklärten Mindestlohn für das pädagogische Personal in der öffentlich geförderten beruflichen Weiterbildung konnte ver.di in den letzten Jahren in einigen bundesweiten Unternehmen tarifliche Regelungen durchsetzen und verbessern, etwa bei der DAA, dem IB und dem bfw. Daneben gibt es auch eine Reihe von Haus- und regionalen Tarifverträgen.
In den wenigsten Fällen entspricht das Tarifniveau jedoch dem anderer Bildungsbereiche oder Arbeitsfelder, die Pädagog*innen und Sozialarbeiter*innen offen stehen. Auch bei anderen Fragen, wie dem Urlaub, Überstundenregelungen, usw. gibt es oft deutliche Abweichungen nach unten, etwa im Vergleich zum öffentlichen Dienst. Damit gibt es jede Menge Ansatzpunkte für Verbesserungen. Und nicht nur das: Wir wollen auch für die Beschäftigten anderer Berufsgruppen in der Weiterbildung gemeinsam mehr durchsetzen.
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»Es stimmt: Nur mit uns Beschäftigten geht Bildung weiter. Wir halten den Betrieb am Laufen, von der Technik über die Verwaltung bis zur direkten Arbeit mit den Teilnehmenden. Unsere Arbeit ist wertvoll und bereichernd. Aber viel zu häufig sehe ich tolle Kolleginnen und Kollegen nach wenigen Jahren in andere Bereiche abwandern, weil die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen zu schlecht sind und der Job zu unsicher ist. Ich will, dass das anders wird! Das erreichen wir nur gemeinsam, als Gewerkschaft.«
Es kommt auf jede und jeden an. Die Weiterbildung ist wichtig. Sie darf nicht dem Markt und Kostenwettbewerb überlassen werden.
»Einfach mitmischen statt aushalten. Das ist das, was mich antreibt. Ich wirke unter anderem aktiv in der Tarifkommission DAA GmbH mit. Es ist wichtig und tut gut, sich für die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen einzusetzen und mit ihnen gemeinsam Strategien zu entwickeln. Um unsere Verhandlungsposition bei anstehenden Tarifverhandlungen zu stärken, habe ich zum Beispiel ›Fridays for ver.di‹ ins Leben gerufen. Immer freitags informiere ich meine Kolleginnen und Kollegen über die Aufgaben und Initiativen ihrer zuständigen Gewerkschaft und das mit Erfolg. Es gibt so viele Möglichkeiten sich einzubringen – ob in Aktionen, in Betriebsgruppen, durch ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit oder einfach durch eine ver.di-Mitgliedschaft. Mehr von uns ist besser für alle. Du hast uns gerade noch gefehlt! Mach mit!«
Wer arbeitet in der Weiterbildung?
Nach aktuellen Schätzungen und wissenschaftliche Expertisen (u.a. durch den Weiterbildungspersonalmonitor von BIBB/DIE) zufolge gibt es ca. 11.000 Weiterbildungsbetriebe mit rund 700.000 Beschäftigten. Allein 530.000 Personen arbeiten als pädagogisches Personal, davon ca. 297.000 als Honorarlehrkräfte.
Was bedeutet »SGB II/III«?
In den Sozialgesetzbüchern (SGB) II und III sind die Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik festgelegt. Darauf beruhen auch die öffentlich geförderten Maßnahmen im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung.
Was macht die BA?
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) entscheidet über die Vergabe der Bildungsmaßnahmen nach dem SGB II/III und hat damit wesentlichen Einfluss auf den gesamten Bereich der öffentlich geförderten Beruflichen Weiterbildung. Entsprechend werden die politischen Weichen für diese Teilbranche auf der Bundesebene gestellt.
Welche Bedeutung haben die Länder?
Insbesondere in der allgemeinen, politischen und kulturellen Erwachsenenbildung ist unter anderem das jeweilige Bundesland verantwortlich für die Finanzierung. Auch hier entscheidet also die öffentliche Hand ganz wesentlich über die Rahmenbedingungen, mit großen Auswirkungen auf die Situation der Beschäftigten.
veröffentlicht/aktualisiert am 15. Juli 2022