Damit Geflüchtete in Deutschland ankommen können, gibt es nichts Wichtigeres
Bildung ist der Schlüssel, der Zugang in die Gesellschaft. Wir stehen vor dem Übergang in eine Wissensgesellschaft und müssen erkennen, dass der Umbau des Bildungssystems nicht vorangeht. Seit Jahren gibt es Veröffentlichungen, Studien, Statistiken, die uns unsere eigenen Defizite aufzeigen.
Der Zugang zu Bildung erhöht die Chancen für ein gelingendes Leben. Lernen ist aber mehr. Und eine Wissensgesellschaft braucht beides. Vor über 500 Jahren formulierte der Londoner Politiker Francis Bacon: „Wissen ist Macht“. Bildung wurde als nützlich betrachtet – und man sollte sie nutzen, um auf einem Gebiet Experte zu werden. Diese Perspektive wiederholt sich bei der Debatte über Digitalisierung. Das kann aber auch schief gehen. So starb Bacon bei dem Versuch, tote Hühner durch Ausstopfen mit Schnee haltbar zu machen. Und zwar an einer Lungenentzündung. Zweckorientiertes Wissen und Handeln reicht offensichtlich nicht. Man sollte sich – falls notwendig – auch warm anziehen.
Bildung ist wichtig – klar, weiß heute jeder und jede. Aber wirkliche Priorität hat sie nicht. Sonst könnte Deutschland nicht zulassen, für Bildung bezogen auf die Wirtschaftsleistung weniger auszugeben als Polen. Bildung ist oft etwas, was man seinen Kindern wünscht. Lernen sollen immer die anderen. Für uns selbst stehen oft die durch Bildung ermöglichten – jedoch nicht garantierten – Folgen im Fokus: Ein besseres Leben, mehr Geld, größere Chancen, Anerkennung. Es geht also selten darum, was wir können oder was uns begeistert. Hat unsere Gesellschaft eine Lernschwäche? Dagegen sehnen sich die nach Deutschland Geflüchteten, durch Bildung Teil der Gesellschaft zu werden.
Bildung, Wissen, Lernen sind auch Entwicklungshelfer. Deshalb ist Bildung richtigerweise ein Menschenrecht. Das Recht auf eigene Entfaltung setzt den Zugang zu Wissenssystemen, Bildungseinrichtungen und Qualifizierung voraus – unabhängig von der Herkunft.
veröffentlicht am 29. November 2017
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