Zwischenruf

Raus aus der Teilzeitfalle

02.02.2017

Frauen verdienen im Durchschnitt eines Erwerbslebens nur rund halb so viel Geld wie Männer. Eine neue Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) benennt eine zentrale Ursache: Teilzeitarbeit. Von den rund 10,3 Millionen Teilzeitkräften sind über 80 Prozent Frauen. Viele wollen länger arbeiten, doch nicht wenige Arbeitgeber missbrauchen die Teilzeit, um Beschäftigte hoch flexibel arbeiten zu lassen: Sie werden mal länger, mal kürzer eingesetzt – je nach Bedarf. So zum Beispiel in der Altenpflege, wo vielerorts kaum noch Vollzeitstellen angeboten werden.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will das ändern. Per Gesetz sollen Beschäftigte das Recht erhalten, nach einer Teilzeitphase wieder aufzustocken. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Schließlich bedeutet erzwungene Teilzeitarbeit nicht nur während der Phase der Berufstätigkeit, dass oft jeder Cent zweimal umgedreht werden muss. Teilzeit ist auch eine Ursache für Armut im Alter.

Nicht auf Zustimmung von ver.di stößt eine andere Initiative der Ministerin. Durch eine »Experimentierklausel« soll die Arbeitszeit weiter flexibilisiert werden. Zwar nur mit Tarifvertrag, aber dennoch: Schon heute gibt es eine hohe Flexibilität bei der Arbeitszeit. Angesichts der großen Belastung brauchen Beschäftigte mehr Gesundheitsschutz. Dazu gehört auch, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen tatsächlich genommen werden können. 

Heute schon Pause gemacht? Die kann man übrigens prima nutzen, um mit den Kolleginnen und Kollegen über den bundesweiten »Aktionstag Pause« von ver.di am 21. Februar zu reden.

Sylvia Bühler ist Mitglied im ver.di-Bundesvorstand und leitet den Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen.

 

 

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