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Care-Berufe: Prisoners of love?

21.04.2018
Sorge-Kämpfe. Auseinandersetzung um die Arbeit in sozialen Dienstleistungen

Beschäftigte des Gesundheits- und Sozialwesens gelten als »Prisoners of love«, als Gefangene der Liebe: Ihr hohes Verantwortungsgefühl für Patient/innen und Betreute halte sie davon ab – so die These – sich gemeinsam für ihre eigenen Interessen einzusetzen. Wer sich mit den Schwierigkeiten gewerkschaftlicher Mobilisierung in Pflege- und Sozialeinrichtungen auskennt, wird das nicht von der Hand weisen. 

Doch es gibt auch eine andere Sicht, die von Sozialwissenschaftler/innen in dem VSA-Band »Sorge-Kämpfe« vertreten wird. Sie haben in Bezug auf die Auseinandersetzungen in Krankenhäusern, im Sozial- und Erziehungsdienst und anderen Bereichen der sogenannten Care Arbeit festgestellt: Der besondere »Berufsethos« ist von einer Bremse zur »subjektiven Ressource für die kollektive Mobilisierung« geworden. Soll heißen: Pflegekräfte und andere gehen heute auch und vor allem deshalb auf die Straße, weil sie ihre Patient/innen nicht mehr so versorgen können, wie sie es für richtig halten.

Geschehen ist das beispielsweise in den Krankenhäusern des Saarlands, wo sich – wie der ver.di-Sekretär Win Windisch berichtet – zum Teil eine »neue Solidaritätskultur« entwickelt hat. Entscheidend dafür war ihm zufolge die kollektive Mobilisierung der Teams über die »Teamdelegierten«. Aus diesen und anderen in dem Buch dargestellten Erfahrungen können gewerkschaftlich Aktive überall lernen.                    

Daniel Behruzi

Ingrid Artus/Peter Birke/Stefan Kerber-Clasen/Wolfgang Menz (Hrsg.): Sorge-Kämpfe. Auseinandersetzungen um Arbeit in sozialen Dienstleistungen. VSA, Hamburg 2017, 336 Seiten, 26,80 Euro

 

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