Gewalt gegen Beschäftigte

#metoo in der Pflege

17.04.2018

»Waschen Sie untenrum nochmal richtig, das war nicht ordentlich« oder »Nicht so zaghaft, da können Sie schon richtig anpacken.« Solche Sprüche hört Anna P., die als Fachkrankenpflegerin bei einem ambulanten Pflegedienst arbeitet, häufig. Sie breche in solchen Fällen die Versorgung sofort ab, helfe nur noch beim Anziehen, wenn nötig. »Dann passiert das für gewöhnlich nicht so bald wieder«, sagt die 31-Jährige. »Wir sind ja grundsätzlich alleine, das macht solche Situationen hochgradig unangenehm.« Sie sei oft froh, wenn sich die betreffenden Patienten schlecht bewegen können und daher keine ernsthafte Gefahr von ihnen ausgeht. Dennoch fühlt es sich nicht gut an. 

»Einen hatten wir mal, der meinte, er müsse sich zum Insulinspritzen untenrum komplett freimachen«, berichtet Anna. »Wenn der sich während des Einsatzes nicht befummelt hat, hatte man Glück. Der hat auch mal eben eine Gummipuppe rausgeholt, während ich da war.« Nach dem zweiten oder dritten Vorfall verweigerte Anna die Einsätze bei diesem Patienten. Jetzt gehen dort nur noch ältere Kolleginnen oder männliche Pfleger hin.

»Für mich ist wichtig, dass der Arbeitgeber in solchen Situationen hinter einem steht«, betont Anna. »Wenn eine Kollegin sagt, dass sie bestimmte Einsätze nicht mehr macht, darf es keine Diskussion geben.«

 

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