Es ist ein Konflikt, wie es ihn so im deutschen Gesundheitswesen noch nicht gegeben hat. Auf der einen Seite ein Konzern, dem menschliche Schicksale egal sind. Der Beschäftigtenrechte mit Füßen tritt. Dem es nur um maximalen Profit geht. Auf der anderen Seite eine Belegschaft, die standhaft bleibt. Die sich nicht einschüchtern und verbiegen lässt.
Seit dem Frühjahr streiken die Beschäftigten der Celenus-Klinik an der Salza im thüringischen Bad Langensalza für einen Entgelt-Tarifvertrag. Prompt wurden zwei von ihnen fristlos entlassen, fünf weitere ausgesperrt, also unbezahlt von der Arbeit freigestellt. Dagegen formiert sich in ganz Deutschland und sogar international Protest. Denn im Gesundheitswesen muss es um Menschen gehen, nicht um Profite.
»Die setzen darauf, dass uns die Luft ausgeht, aber das können sie vergessen«, sagt Carmen Laue. Die 55-Jährige arbeitet seit Mitte der 1990er-Jahre als Masseurin/medizinische Bademeisterin in der Reha-Klinik – lange bevor Celenus überhaupt gegründet wurde. »Wir waren vom ersten Tag an dabei, haben die Klinik mit aufgebaut«, ergänzt die Physiotherapeutin Heike Schmidt.
Nach 20 Jahren tadelloser Arbeit erhielten beide von einem Tag auf den anderen die fristlose Kündigung – unter dem Vorwand, sie hätten Gewerkschaftsflugblätter verteilt. Gebrochen hat sie das nicht. Im Gegenteil. »Wir sind durch all die Attacken der vergangenen Monate nur noch enger zusammengerückt«, betont Carmen Laue. So ist es unter anderem für ihre Kollegin Gabriele Oschmann selbstverständlich, an der Seite der Gekündigten und Ausgesperrten zu stehen. »Es reißt mir das Herz heraus, schließlich arbeiten wir seit 20 Jahren zusammen – wir sind ein Team.« Jacqueline Althaus von der ver.di-Tarifkommission erklärt: »Der Arbeitgeber bedroht sieben Kolleginnen in ihrer Existenz – er meint aber uns alle.«
Auch Gewerkschafter/innen aus ganz Europa bekunden ihre Solidarität. So zum Beispiel Ende September bei einer Kundgebung vor dem Bundesverband Deutscher Privatkliniken in Berlin, dessen Vorstand Celenus-Chefin Susanne Leciejewski neuerdings angehört. Viele der europäischen Schwestergewerkschaften von ver.di sind ebenfalls mit den brachialen Methoden des französischen Mutterkonzerns Orpea konfrontiert.
Auf Kosten von Beschäftigten und Patient/innen erzielt Orpea in Europa eine operative Umsatzrendite von 27 Prozent – eine für andere Wirtschaftssektoren utopisch hohe Marge. Für ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler ist klar: »Private Konzerne, die auf der Jagd nach Maximalprofiten mit dem Schicksal von Menschen spielen, haben im Gesundheitswesen nichts zu suchen.«