Labore

1.000 Überstunden angesammelt

07.09.2020
Leserbrief zu drei.73

 

Leserbrief zu drei.73, Seite 3: Labore: Personalabbau rächt sich

Wir können den Bericht über hohen Arbeitsdruck in den Laboren nur bestätigen. In unserem Labor der Virologie der Uniklinik Freiburg fingen wir im Januar an, einen Test für den Nachweis von SARS-CoV-2 zu etablieren, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was auf uns zukommen würde – doch es kam… Schon Anfang März standen wir vor einer schwierigen Situation. Die Corona-Testanforderungen stiegen, hinzu kam die Einführung weiterer neuer Testsysteme. Es war einfach zu viel Arbeit für zu wenige Beschäftigte. Um der Überlastung entgegenzuwirken, wurde versucht, Fachpersonal aus anderen Laboren sowie MTA-Schüler*innen und Studierende zu holen. Dadurch verdoppelte sich die Besetzung. Teilweise wurden Aushilfen durch Aushilfen ersetzt. Für die Stammkräfte bedeutete das einen permanenten Einarbeitungsaufwand.

Die Anzahl der Tests steigerte sich kontinuierlich, so dass wir den üblichen zeitlichen Ablauf nicht mehr ohne Schichtdienste aufrechterhalten konnten. Zusätzliches Arbeiten an Wochenenden und an Feiertagen, teilweise in Schichten, war die Folge. Durch das gestiegene Probenaufkommen mussten neue Geräte angeschafft werden. Einige waren durch die steigende Nachfrage nicht mehr auf dem Weltmarkt verfügbar, weshalb wir auf andere ausweichen mussten. Reagenzien- und Materialbeschaffung wurden durch Lieferengpässe der Firmen zu einem Spießrutenlauf und ebenfalls sehr zeitintensiv.

Nur durch hohe Einsatzbereitschaft, Flexibilität, Zusammenhalt des Teams, Fachpersonal aus anderen Laboren und Aushilfen haben wir die erste Welle der Pandemie überstanden. Während dieser Zeit haben sich in der Virologie etwa 1.000 Überstunden angesammelt. Urlaub zu nehmen, war nicht möglich.

Mittlerweile ist das unterstützende Fachpersonal wieder an ihre ursprünglichen Arbeitsplätze zurückgekehrt. Schüler*innen sind wieder im Unterricht und Studierende teilweise wieder an der Universität. Die sonstigen Routinetestungen haben wieder ein normales Maß erreicht. Doch die Anforderungen aufgrund der Corona-Pandemie haben sich nicht reduziert. Das Testen von Studien und Etablieren neuer Testsysteme gehört weiterhin zum Alltag und macht Schichtdienste notwendig.

Die Zeit der »ersten Welle« hat uns an unsere Grenzen gebracht. Wir wissen nicht, wie wir eine zweite Corona-Welle bewältigen werden. Deshalb ist dringend mehr Personal nötig. Doch einem Antrag auf eine entsprechende Stellenerhöhung hat der Klinikvorstand leider nur rudimentär stattgegeben.

Das Team der Virologie der Uniklinik Freiburg

 

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