In der Altenpflege besteht hoher Handlungsdruck. Die Einrichtungen brauchen mehr Personal. Es muss flächendeckend gut entlohnt werden, abgesichert durch Tarifverträge. Die Arbeitsbedingungen müssen sich verbessern. Nur so kann der steigende Arbeitskräftebedarf gedeckt werden. All das kostet Geld, das im derzeitigen System vor allem von den pflegebedürftigen Menschen aufgebracht werden muss. Schon jetzt bezahlen sie durchschnittlich 2.015 Euro im Monat für einen Platz im Pflegeheim. Angesichts einer Durchschnittsrente von 954 Euro überfordert das viele und sie müssen Hilfe zur Pflege beantragen.
Als Sofortmaßnahme fordern wir deshalb die Deckelung der Eigenanteile für pflegebedingte Kosten. Doch perspektivisch muss sich Grundsätzlicheres ändern. ver.di macht sich dafür stark, dass sich die Pflegeversicherung zu einer Solidarischen Pflegegarantie weiterentwickelt. Das bedeutet: Alle Leistungen für eine bedarfsgerechte Pflege werden garantiert von der Versicherung übernommen. Und: Alle zahlen entsprechend ihrer Einkünfte in dieselbe Versicherung ein, unabhängig von der Einkommensart.
Dafür macht ver.di mit vielen anderen #GemeinsameSache. Mit Arbeitgebern, die mit uns für eine gute Pflege und auskömmliche Finanzierung eintreten. Mit Politiker*innen, die das Gemeinwohl im Sinn haben. Und natürlich mit Gewerkschafter*innen, die täglich für Solidarität und Gerechtigkeit streiten.
Der Systemwechsel in der Pflegeversicherung ist nötig, möglich und finanzierbar. Manche müssen über ihren Schatten springen. Aber letztlich profitieren alle davon. Denn jede und jeder kann einmal auf professionelle und menschliche Pflege angewiesen sein.
Unser Plan für gute Pflege liegt auf dem Tisch. Jetzt ist die Politik am Zug. Daran erinnern wir beim Treffen der Gesundheitsminister*innen am 30. September in Berlin. Am 20. November, dem Buß- und Bettag, der bei Einführung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen als Feiertag abgeschafft wurde, werden Beschäftigte aus der Altenpflege wieder mit Aktionen auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Weil ihnen die pflegebedürftigen Menschen am Herzen liegen. Und weil sie endlich gute Arbeitsbedingungen wollen und anständige Löhne – auch bei kommerziellen Pflegekonzernen.
von Sylvia Bühler (Mitglied im ver.di-Bundesvorstand und Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen)