In unserem ver.di-Fachbereich sind jene Kolleginnen und Kollegen organisiert, die in der Pandemie im besonderen Maße gefordert sind. Ob im Altenheim oder auf Intensivstation, ob in der Kita oder in der Behindertenhilfe. Die Belastungen sind enorm. Physisch. Psychisch.
Seit Jahren klagen wir über Personalnot und fordern, die Daseinsvorsorge nicht dem Markt zu überlassen. Wir fordern nicht nur, wir organisieren auch Kämpfe, um aus dem Dilemma herauszukommen. So zum Beispiel durch Tarifverträge für Entlastung in Krankenhäusern. In einigen konnten wir sogar Sollbesetzungen für bestimmte Bereiche und Schichten durchsetzen. Und als Minister Spahn seine Untergrenzen außer Kraft setzte, ging das dort nicht. Das hat zwar nicht die Belastung gesenkt, aber zumindest für eine Entschädigung gesorgt.
Trotz der Personalnot haben unsere Kolleginnen die Schutzkleidung angezogen, sich wie Astronauten verkleidet und ganze Schichten in der eigenen Brühe gestanden, sind fix und fertig nach Hause gegangen, haben Patient*innen sterben sehen und sind allein mit ihrem psychischen Dauerstress. Nicht wenige wurden krank. Auch Tote in den eigenen Reihen sind zu beklagen. Ein Vertreter der Krankenhausgesellschaft meinte kaltschnäuzig, sie würden sich vermutlich im privaten Bereich anstecken. Die Corona-Prämie wurde zum Trauerspiel und viele erhielten gar nichts.
Unsere Kolleginnen und Kollegen haben trotzdem weitergearbeitet. Das haben sie gemacht, weil ihnen das Menschliche wichtig ist, weil ihnen nicht egal ist, wenn Menschen leiden. Während im Fernsehen die dritte Staffel Charité lief, haben sie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Solidarität ganz praktisch bewiesen.
Und sie werden auch jetzt weitermachen, im Kampf für Entlastung, für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen. Dies ist eben nicht nur eine Auseinandersetzung für uns, sondern auch eine Verpflichtung aufgrund unserer Nächstenliebe und Solidarität. Jetzt nicht nachzulassen im Ringen um unsere Rechte, ist genauso wichtig wie unser Einsatz gegen Corona.
Ich bin so stolz, mit euch diesen Kampf führen zu dürfen. Ich sage Danke liebe Jana, Sandra, Dana, Kerstin, Heike, lieber Sebastian, Jose Antonio, Fabian und wie ihr alle heißt: Wir sind ver.di. Wir wissen, wie man Solidarität schreibt, vermerkt euer
Michael Quetting
Michael Quetting ist der ver.di-Pflegebeauftragte im Südwesten