Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bereiten sich auf einen harten Tarifkonflikt um Inflationsausgleich vor. Sie fordern dauerhaft mehr Geld und organisieren sich demokratisch.
»Tarifverhandlungen sind immer schwierig, aus Sicht der Arbeitgeber ist nie der richtige Zeitpunkt für Lohnerhöhungen«, sagt die Krankenpflegerin Heike Vater vom Uniklinikum Mannheim, die sich gemeinsam mit Kolleg*innen aus der ver.di-Betriebsgruppe auf die Tarifrunde des öffentlichen Dienstes vorbereitet. »Aber dieses Mal wird es besonders spannend.« Mit 10,5 Prozent, mindestens 500 Euro monatlich mehr, habe ihre Gewerkschaft eine hohe Lohnforderung aufgestellt, um die extremen Preissteigerungen aufzufangen. »Ich persönlich hätte mir auch noch mehr vorstellen können. Wichtig ist aber vor allem, dass wir das auch durchsetzen.«
Um das zu erreichen, haben Heike Vater und ihre Kolleg*innen frühzeitig damit begonnen, durchs Haus zu laufen und die Beschäftigten über den anstehenden Tarifkonflikt zu informieren. »Ist doch klar: Wer nicht informiert ist, wird auch nicht aktiv. Und genau darauf kommt es jetzt an«, betont die Stroke Nurse, die Schlaganfallpatient*innen versorgt. Sie selbst ist in der letzten Tarifrunde vor zwei Jahren gewerkschaftlich aktiv geworden. Wie es dazu kam? Ganz einfach: Ein Kollege hatte sie angerufen und gefragt. Für Heike Vater ist die Schlussfolgerung klar: »Der persönliche Kontakt ist entscheidend. Wir müssen ganz viel mit den Leuten reden, Mails alleine reichen nicht.«
Der Krankenpfleger und Praxisanleiter Timm Henrich sieht gerade in den Krankenhäusern ein großes Protestpotenzial. Er hat noch im Ohr, wie der Bundestag zu Beginn der Corona-Pandemie für Pflegekräfte und Klinikbeschäftigte klatschte. »Und was hat sich seither verbessert? Nichts!« Sauer sind er und seine Kolleg*innen vor allem über die Verteilung des staatlichen Pflegebonus’, bei der etliche Pflegekräfte und alle anderen Beschäftigten leer ausgingen. »Das war komplett unfair. Die öffentlichen Arbeitgeber können das bei den Tarifverhandlungen wettmachen, indem sie allen eine ordentliche Lohnerhöhung zugestehen.«
»Die anstehende Tarifrunde bei Bund und Kommunen ist von immenser Bedeutung – nicht nur für die direkt Betroffenen, sondern für viele weitere Beschäftigte. Als Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas orientieren wir uns schon immer am Tarifrecht des öffentlichen Dienstes. Wenn ver.di es schafft, die enormen Preissteigerungen zumindest teilweise auszugleichen, profitieren davon also auch die fast 700.000 Beschäftigten der Caritas. Auch ihre Aktivität ist jetzt gefragt: Lasst uns Solidarität zeigen und wo immer möglich gemeinsam auf die Straße gehen. Denn zusammen geht mehr,« sagt Thomas Rühl, er ist Sprecher der Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbands.
Wir fordern:
Die Beschäftigten bei Bund und Kommunen fordern einen Inflationsausgleich. Das ist bezahlbar, wenn hohe Gewinne angemessen besteuert werden.