Von wegen christliche Nächstenliebe: Die meisten Leitungen diakonischer Unternehmen verhalten sich wie andere Arbeitgeber auch. Diese These löst bei Kirchenfunktionären regelmäßig Herzrasen und Wutanfälle aus. Doch sie selbst liefern immer wieder Belege dafür. Ein besonders hanebüchener Fall ist die Kreuznacher Diakonie, die 150 Beschäftigten des zur Schließung vorgesehenen Evangelischen Stadtkrankenhauses in Saarbrücken just zum Heiligen Abend per Einschreiben die Kündigung zustellen ließ. Nicht, dass das wegen der Fristen nötig gewesen wäre. Aber was interessiert die Diakonie-Manager die christliche Ethik? Offenbar gar nicht.
Das wirft die Frage auf: Auf welcher Basis reklamieren die Kirchen auch im 21. Jahrhundert noch Sonderrechte, die ihnen erlauben, ihren Beschäftigten Tarifverträge vorzuenthalten, Mitbestimmungsrechte zu beschneiden, deren Privatleben zu sanktionieren und ihr Streikrecht zu bestreiten? Laut Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP soll dieser Sonderstatus überprüft werden. Ob in Verfasster Kirche, Caritas oder Diakonie – die Kirchenoberen selbst liefern immer neue Argumente dafür, das schnell und konsequent anzugehen.