Selbstbewusst & kämpferisch
Tarifbewegung: Beschäftigte haben gezeigt, was in ihnen steckt
Was für eine Bewegung! Eine halbe Million Beschäftigte haben sich im Frühjahr an Warnstreiks bei Bund und Kommunen beteiligt. Sie haben eine Kraft und Dynamik entwickelt, die viele nicht für möglich gehalten hätten. Die Forderung nach mindestens 500 Euro monatlich mehr war ambitioniert und goldrichtig. Sie hat viele Kolleg*innen motiviert mitzumachen. Etliche Beschäftigte und Betriebe haben zum ersten Mal gestreikt. Für Schlagzeilen sorgten besonders der gemeinsame Streik mit den Eisenbahner*innen und die Aktionen mit Fridays for Future. Sie haben gezeigt: Wir sind eine starke Bewegung für gesellschaftliche Veränderungen – sozial und ökologisch. Auf diesen Erfahrungen können wir aufbauen, um ver.di weiter zu stärken und die Kräfteverhältnisse zugunsten der arbeitenden Menschen zu verschieben.
Das Tarifergebnis ist ein Kompromiss, mit dem ver.di laut ihrem Vorsitzenden Frank Werneke »an die Schmerzgrenze gegangen« ist. Positiv sei jedoch, dass der Abschluss ab März 2024 eine tabellenwirksame Lohnerhöhung von bis zu 16,9 Prozent bedeutet – die allermeisten Beschäftigten erhielten in 24 Monaten über elf Prozent mehr. »Das ist eine nachhaltige Steigerung der Einkommen, die beachtlich ist«, betonte Werneke nach dem Abschluss.
Für den Krankenpfleger Matthias Dippel ist die erreichte Vereinbarung »ein insgesamt akzeptables Ergebnis«. Dass die Arbeitgeber die Verlängerung der Regelung zur Altersteilzeit blockiert haben, sei allerdings schmerzhaft. Gut findet das ver.di-Bundestarifkommissionsmitglied hingegen, dass die von den Arbeitgebern geforderten Sonderopfer von Beschäftigten in Gesundheitseinrichtungen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht ermöglicht werden.
Die Tarifrunde bei Bund und Kommunen war Teil eines gesellschaftlichen Verteilungskampfs. Dieser geht weiter. Die Länderbeschäftigten bereiten sich auf eine harte Tarifauseinandersetzung im Herbst vor. Auf politischer Ebene streitet ver.di für sozialen Ausgleich und ein bedarfsgerechtes Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen. Dafür nehmen wir den Schwung mit!