Noch während der Tarifbewegung des Sozial- und Erziehungsdienstes im Frühling 2022 standen wir ziemlich ratlos da, als die Leitung unserer diakonischen Einrichtung Solidaritätsaktionen untersagte. Doch dank der Unterstützung von ver.di-Kolleg*innen sah das ein Jahr später ganz anders aus. Schon beim Stärketest im Winter rannten wir bei den Kolleg*innen offene Türen ein. Viele unterschrieben die Gehaltsforderung und hörten mit Freude, dass auch kirchlich Beschäftigte streiken können. Für etliche kam das überraschend, und einige fürchteten sich zunächst vor rechtlichen Konsequenzen. In vielen Einzelgesprächen und bei einer Infoveranstaltung konnten wir ihnen diese Befürchtungen nehmen. Und so kam es, dass unser Betrieb am 8. März zum ersten Mal in seiner 75-jährigen Geschichte bestreikt wurde. Beim zweiten Streiktag konnten wir die Beteiligung sogar nochmal steigern und trugen unsere Forderungen lautstark und mit viel Selbstbewusstsein auf die Straßen Freiburgs. Wir haben bewiesen: Das Streikrecht gilt auch in kirchlichen Einrichtungen. Viele Kolleg*innen nutzten die Gelegenheit, in die Gewerkschaft einzutreten. Und heute können wir sagen: »Wir sind ein ver.di-Betrieb!«
Michael Breithut, Sozialarbeiter und Mitarbeitervertreter bei der Evangelischen Jugendhilfe Freiburg-Zähringen