Psychiatrie

    AMEOS – sanieren auf Kosten von Versorgung und Beschäftigten

    06.01.2016

    AMEOS ist eine Unternehmensgruppe, die Gesundheitseinrichtungen überwiegend in Deutschland betreibt, ihren Sitz aber in der Schweiz hat. Konsequent wird darauf geachtet, dass alle Unternehmensteile unter 2.000 Mitarbeiter/innen bleiben und als eigenständige Einheiten fungieren – und damit die deutsche Unternehmensmitbestimmung unterlaufen wird. Es gibt weder einen Konzernbetriebsrat noch einen Aufsichtsrat.

    Bei einer Unternehmensgruppe mit inzwischen über 90 Einrichtungen an 50 Standorten mit 10.000 Betten und über 15.000 Beschäftigten (Stand Februar 2020) wäre das nach deutschem Recht eigentlich nicht möglich.

    Die derzeitige Bilanzsumme der AMEOS Gruppe beträgt nach eigenen Angaben ca. 900 Mio EUR (Stand Januar 2020).

    Der überwiegende Teil des AMEOS-Konglomerats sind Krankenhäuser. AMEOS betreibt aber auch Pflege- und Eingliederungseinrichtungen.  AMEOS galt längere Zeit vor allem als Psychiatrie-Konzern. Inzwischen betreibt das Unternehmen aber auch zahlreiche Akutkrankenhäuser. Wurden eine gewisse Zeit lang sehr viele Einrichtungen erworben, so haben zeitweilig die Neuakquisitionen nachgelassen. Nicht zuletzt auch, weil öffentliche Eigentümer aufgrund starker Kritik am Umgang mit Personal nach den Privatisierungen zurückhaltender geworden sind, ihre Einrichtungen an AMEOS abzugeben. Im Zuge vermehrter Krankenhausinsolvenzen konnte AMEOS zwar wieder einige Häuser übernehmen, doch 2020 kam im Falle der Insolvenz und Verkauf der Burgenlandklinik in Sachsen-Anhalt wohl auch aufgrund der anhaltenden Kritik nicht Ameos, sondern ein frei-gemeinnütziger Träger zum Zug.

    Neu erworbene Einrichtungen werden so schnell wie möglich in die AMEOS-Struktur integriert. Die Unternehmensphilosophie ist, die jeweiligen Häuser durch hohe Auslastung, Personalabbau, Spezialisierung und Vernetzung möglichst schnell profitabel zu machen. Vernetzung bedeutet dabei die Auslagerung aller Service- und Verwaltungsbereiche in regionale Tochtergesellschaften. Das Integrationskonzept sieht vor, diese Prozesse innerhalb der ersten 100 Tage nach Übernahme in Gang zu setzen – gegenüber den Beschäftigten kommt dies einer Überrumpelungstaktik gleich.

    Die Tariflandschaft bei AMEOS ist stark zersplittert, das Unternehmen widersetzt sich zum Teil tariflichen Regelungen. Einen einheitlichen Konzerntarifvertrag gibt es nicht. In harten Auseinandersetzungen wurden 2014 in den Psychiatrischen Fachkrankenhäusern Osnabrück und Hildesheim Verhandlungen erzwungen und in diesen eine Anbindung an den TVöD erreicht, 2016 in weiteren langen Streiks der Anschluss an den TVöD abgesichert. In anderen Häusern gelten andere Haustarifverträge, einige sind auch gänzlich tariflos. In Sachsen-Anhalt traten die Beschäftigten von 5 Krankenhäusern Anfang 2020 in einen von breiter Solidarität begleiteten Erzwingungsstreik, mit dem sie erfolgreich die Aufnahme von Tarifverhandlungen einforderten.

    Als privater, profitorientierter Anbieter strebt AMEOS Einsparungen vor allem beim Personal an, das als größter „Kostenfaktor“ gilt. Dafür nutzt der Konzern zahlreiche Strategien: Von der Ausgliederung immer weiterer Servicebereiche in tariflose Tochtergesellschaften, die beständig umstrukturiert werden, …bis zum massiven Einsatz tarifloser, billigerer Pflegekräfte und anderer Berufsgruppen aus Gesellschaften, die parallel  zu den tarifgebundenen Stammgesellschaften in Form sogenannter „gemeinsamer Betriebe“ betrieben werden. Betriebsrät/innen, die sich dem konsequent widersetzen, haben es bei AMEOS schwer. In zahlreichen Auseinandersetzungen wurde AMEOS wiederholt Union Busting und betriebsratsfeindliches Handeln vorgeworfen, so z.B. 2019/2020 beim Tarifkonflikt in Sachsen-Anhalt.

    Die Sanierung auf dem Rücken der Beschäftigten hat in den letzten Jahren auch immer wieder zu Personalengpässen geführt, die teilweise zu Einschränkungen der Versorgung führten. Das hat regional  starke Kritik hervorgerufen.

    ver.di bietet Betriebsräten und aktiven Gewerkschaftsmitgliedern an, sich zu vernetzen, um gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen und für eine gute Patient/innenversorgung bei AMEOS einzutreten.