Ameos

»Vordemokratische Praktiken«

Klinikkonzern Ameos kündigt Beschäftigte in Sachsen-Anhalt nach Streik - ver.di kritisiert "vordemokratische Praktiken"
17.12.2019
Streikende der Ameos-Kliniken

Pressemitteilung Berlin, 17.12.2019. Kurz vor Weihnachten hat der kommerzielle Klinikbetreiber Ameos nach derzeitigem Kenntnisstand 14 Beschäftigte in Sachsen-Anhalt fristlos gekündigt. Jeweils vier Kündigungen wurden an den Standorten Bernburg und Aschersleben-Staßfurt, jeweils drei in Schönebeck und Haldensleben ausgesprochen - Kliniken, in denen sich in den vergangenen Wochen insgesamt mehr als 1.800 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt hatten. Sie wollen endlich den Schutz eines Tarifvertrages und eine bessere Bezahlung. Den von Kündigung Betroffenen wird "respektloses Verhalten" gegenüber Mitarbeitern, Patienten und Vorgesetzen vorgeworfen.

"Die Vorwürfe sind an den Haaren herbeigezogen. Wenn etwas respektlos ist, dann ist es dieser Einschüchterungsversuch so kurz vor dem Weihnachtsfest", erklärte Bernd Becker, bei ver.di in Sachsen-Anhalt für das Gesundheits- und Sozialwesen zuständig. Der Gewerkschafter sieht einen klaren Zusammenhang zu den Streiks, mit denen sich die Ameos-Beschäftigten seit Wochen dafür einsetzen, dass der Flächentarifvertrag TVöD zur Anwendung kommt.

Seit Übernahme der Salzlandkliniken im Jahr 2012 verweigert Ameos seinen Belegschaften dort eine tarifliche Vergütung und Lohnerhöhungen. Krankenpflegekräfte verdienen nach ver.di-Berechnungen durchschnittlich 500 Euro monatlich weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Akutkrankenhäusern der Region.

"Es ist gut, wenn Beschäftigte im Gesundheitswesen sich nicht mehr moralisch erpressen lassen und für eine angemessene Bezahlung eintreten. Als letztes Mittel bleibt nur der Streik, wenn ein Arbeitgeber sich weigert, an den Verhandlungstisch zu kommen", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. "Alle reden von der dringend nötigen Aufwertung der Pflege. Man muss sich wundern, was Ameos meint, sich erlauben zu können."

Bühler verwies darauf, dass die Ameos-Gruppe mit Sitz in der Schweiz bereits mehrfach mit brachialem Vorgehen gegen Beschäftigte aufgefallen ist, "die ihr Grundrecht auf Streik und gewerkschaftliche Organisierung wahrnehmen". Der verantwortliche Regionalgeschäftsführer von Ameos Ost, Lars Timm, habe bereits im Jahr 2016 in seiner damaligen Funktion versucht, Beschäftigte von Ameos in Hildesheim mit fristlosen Kündigungen einzuschüchtern. "Die Kündigungen hatten damals vor Gericht allesamt keinen Bestand. Das wird auch dieses Mal der Fall sein. Wir werden unseren betroffenen Kolleginnen und Kollegen volle Rückendeckung und jede mögliche Unterstützung geben«, erklärte die Gewerkschafterin.

"Solchen vordemokratischen Praktiken muss ein Riegel vorgeschoben werden", so Bühler weiter. "Das Gesundheitswesen finanziert sich durch Sozialversicherungsbeiträge und Steuern. Ich erwarte, dass ein Gesundheitskonzern die Demokratie achtet. Wer Beschäftigte in der Ausübung ihrer Grundrechte hindert, hat im Gesundheitswesen nichts verloren."

 

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