Viele Monate hatte sich Ameos beim Tarifkonflikt in Sachsen-Anhalt komplett quergestellt. Erst nach vier Wochen Streik, vielen örtlichen und regionalen Demonstrationen sowie einer Welle von Solidaritätsbekundungen für die Beschäftigten der Kliniken Aschersleben-Staßfurt, Bernburg, Haldensleben und Schönebeck gab der kommerzielle Klinikbetreiber seine Totalblockade im Februar 2020 auf. Er setzte den als Hardliner bekannten Regionalgeschäftsführer Lars Timm an die frische Luft und begann Tarifverhandlungen mit ver.di und dem Marburger Bund. Jetzt gibt es ein erstes Zwischenergebnis.
»Aufgrund der Corona-Pandemie fanden die Verhandlungen unter äußerst schwierigen Rahmenbedingungen statt. Dennoch haben wir in einem ersten Zwischenschritt spürbare Lohnerhöhungen erreicht«, erklärte der ver.di-Verhandlungsführer Bernd Becker am Freitag (29. Mai 2020). Die Beschäftigten in Bernburg, Aschersleben und Schönebeck erhalten eine Lohnerhöhung von acht Prozent und zwei Einmalzahlungen von insgesamt 700 Euro. In Haldensleben, wo der Abstand zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) größer ist, gibt es 8,4 Prozent plus einmalig 800 Euro. »Damit haben wir ungefähr die Hälfte des Weges zum TVöD zurückgelegt. Dies ist ein wichtiger Erfolg, doch dabei darf es nicht bleiben«, stellte Becker klar. »Das Ziel eines kompletten Tarifwerkes verlieren wir nicht aus den Augen. Am Ende muss ein Tarifvertrag unterzeichnet sein, der sich klar am Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes orientiert.«
Ab dem 11. Juni wird weiterverhandelt. Bis zum Auslaufen der Vereinbarung Ende Juni kommenden Jahres soll ein vollständiger Tarifvertrag vorliegen, der nicht nur die Entgelte, sondern auch die Arbeitsbedingungen und -zeiten regelt. »Wir erwarten zielorientierte weitere Verhandlungen«, stellte Becker klar. »Wer auf Zeit spielt, bekommt die gelbe Karte.« Die Erfahrungen während der Pandemie hätten allen vor Augen geführt, wie elementar die Arbeit in den Krankenhäusern für die Gesellschaft ist. »Die Beschäftigten im Gesundheitswesen haben gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung verdient – unabhängig davon, bei welchem Träger sie arbeiten«, betonte der Gewerkschafter.
»Die Beschäftigten bei Ameos zeigen einen verantwortungsvollen Umgang mit der aktuellen Situation. Sie gewähren dem Unternehmen damit einen Vertrauensvorschuss, den es nicht verspielen sollte.« Bei einer Befragung haben sich die ver.di-Mitglieder in den betreffenden Kliniken mit großer Mehrheit für das Zwischenergebnis ausgesprochen. »Mit den Streiks und Aktionen Anfang des Jahres haben die Kolleginnen und Kollegen einen extrem hartleibigen Arbeitgeber zu Verhandlungen und Zugeständnissen bewegt«, bilanzierte Becker. »Das zeigt, welche Kraft Belegschaften entwickeln können, die zusammenhalten und sich organisieren.«
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