Fast ein Jahr nach der Einigung auf die Eckpunkte ist der Tarifabschluss bei den Asklepios Fachkliniken in Brandenburg jetzt formal unter Dach und Fach. „Die Tarifeinigung war ein Kraftakt“, sagt ver.di-Verhandlungsführer Ralf Franke am Donnerstag. Mitten in der Corona-Pandemie hatten die Beschäftigten der Kliniken in Brandenburg (Havel), in Lübben und in Teupitz 29 Tage lang gestreikt. Mit ihrer Ausdauer setzten sie durch, dass ihre Gehälter dem Westniveau einen großen Schritt näherkommen. Die Tabellenentgelte steigen in zwei Schritten um bis zu 7,5 Prozent.
Der Abschluss wurde für die 1.300 nichtärztlichen Beschäftigten am 26. November 2021 nach sechs Verhandlungsrunden erzielt. „Betrachtet vom Zeitpunkt der Einigung ist es ein guter Abschluss“, betont der Gewerkschaftssekretär. Der Tarifabschluss könne jedoch nicht in vollem Umfang auffangen, wie stark die Kosten für die Lebenshaltung seither in die Höhe schnellen. Damals sei noch überhaupt nicht absehbar gewesen, dass die Inflation auf zehn Prozent steigt. Der Tarifvertrag läuft bis zum 31. Dezember 2023. „Die Kolleginnen und Kollegen bereiten sich jetzt schon auf die nächste Tarifrunde vor“, kündigt Ralf Franke an. Dafür sei maßgeblich entscheidend, wie jetzt die Tarifrunde für den öffentlichen Dienst läuft.
„Der Streik hat sich gelohnt“, betont Matthias Manig, Betriebsratsvorsitzender des Fachklinikum Lübben und Mitglied sowohl der ver.di-Tarif- als auch der Verhandlungskommission. Das Tarifergebnis unterscheide sich gravierend von den ersten Tarifangeboten von Asklepios. Die Beschäftigten hätten erlebt, dass sie mit einem Streik gute Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden können. Noch seien nicht alle Tarifforderungen durchgesetzt, fügt Matthias Manig hinzu, und die Lohnsteigerungen würden durch die aktuelle Inflation aufgefressen. „Aber spätestens im Januar 2024 gibt es die nächsten Tarifverhandlungen.“
Dass sich der offizielle Abschluss nach der Tarifeinigung noch so lange hingezogen hat, ist Formulierungen und Details geschuldet. Die Inhalte seien direkt umgesetzt worden, sagt der ver.di-Verhandlungsführer. So erhielten die Beschäftigten im Dezember 2021 eine zusätzliche steuerfreie Corona-Sonderprämie in Höhe von 1.200 Euro ausgezahlt, anteilig bei Teilzeitbeschäftigung. Auszubildende erhielten 450 Euro.
Zusätzlich zur Steigerung der Tabellenentgelte profitieren Pflegekräfte von einer Pflegezulage in Höhe von 60 Euro pro Monat. Die Wechselschichtzulage wird von vorher 40 Euro in zwei Schritten auf 155 Euro pro Monat erhöht. Das summiert sich: Bei den Pflegefachkräften in Wechselschichtarbeit stieg das monatliche Entgelt inklusive der beiden Zulagen ab April 2022 um mindestens 272 Euro bis 310 EUR je nach Erfahrungsstufe.
Zudem legt der Tarifvertrag fest, dass die Arbeitszeit seit dem 1. Juli 2022 bei vollem Lohnausgleich von 40 auf 39,5 Stunden pro Woche reduziert wurde. Die Jahressonderzahlung – auch Weihnachtsgeld genannt – steigt für die meisten Beschäftigten im Jahr 2023 auf bis zu 75 Prozent des Monatsgehalts. Der zweite Erhöhungsschritt der Tabellenentgelte wird zum 1. Mai 2023 fällig und beträgt 1,7 Prozent.
Veröffentlicht am 10. November 2022
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