Mannheim 16.3.2018 - 9:15 Uhr
Zeitgleich machen sich in Mannheim Auszubildende und Jugendvertretungen auf zu ihren JAV Vollversammlungen.
Auch im Uniklinikum Mannheim laufen hektische Aktivitäten, letzte Vorbereitungen für die Versammlung laufen an den Redebeiträgen wird gefeilt, die „goldene Bettpfanne“ für die beste Ausbildungsstation soll verliehen werden...
Die Vollversammlungen sorgen immer für eine gewisse Aufregung bei der Jugendvertretung doch heute ist es anders, noch mehr Spannung liegt in der Luft, das Regenwetter drückt die Laune. Weil heute ist nicht nur Jugendversammlung es steigt auch die mittlerweile 3. Mannheimer Streikparade...
10:15 Uhr Universitätsklinikum Mannheim
Die Jugendversammlung läuft wie geplant. Die wichtigsten Punkte sind durch, die Gewinnerstation bekam die goldene Bettpfanne verliehen, zweit und drittplatzierte sind beglückwünscht, der obligatorische Präsentkorb wurde freudestrahlend entgegen genommen.
Plötzlich wird es hektisch, mitten im Beitrag des Betriebsrats, der gerade auf Bitte der JAV die Rechte und Pflichten zum Thema Arbeitskampf erläutert, platzt Imre Uysal, der ver.di-Jugendsekretär des Rhein-Neckar-Bezirks in die Versammlung. „So Leute, der Arbeitstag ist zu Ende, ab jetzt ist Streik für bessere Ausbildungsbedingungen in den Krankenhäusern...“ lasst uns Party machen“ ruft er noch.
„...und es hat aufgehört zu regnen“, ruft Bernd Gräf der Betriebsart, „auch Petrus ist auf unserer Seite, dann mal los!“
10:45 Mannheim
Fast alle Auszubildenden von der JAV Vollversammlung sind gekommen. Weitere Kurse stoßen direkt aus den Schulen dazu. Nicht alle. Manche haben Angst dass eine zusätzliche Vergütung der schulischen Auszubildenden Nachteile für die eigene Schule und die ohnehin schon viel zu knapp besetzten Lehrerstellen haben könnte. Manche sind in Prüfung...
Vor den Toren des denkmalgeschützten Altbaus, ist mittlerweile ganz schön was los. Von einem Lastwagen dröhnen Techno Beats. Aus verschiedenen Teilen Baden-Württembergs sind Auszubildende gekommen. Mittlerweile stehen ungefähr 300 junge Kolleginnen vor dem schmiedeeisernen Tor, dem Haupteingang der Universitätsklinik. Die Stimmung ist gut, das Wetter hält. Erst mal.
11:15 Uhr Mannheim gute Laune. Alle sind sich einig: wir wollen was erreichen. Gemeinsam. Die Arbeitsbedingungen an den Krankenhäusern sind mies genug, auch der öffentliche Dienst insgesamt wurde stark gebeutelt in den letzten Jahren. Dann sollte wenigstens die Vergütung stimmen.
Das eint.
11:30 Gewerkschaftshaus Mannheim
Die „Streikparade“ kommt. Ankunft am Gewerkschaftshaus. Wie durch Zufall lief heute gleich nebenan im Collinicenter die Jugendvollversammlung der Gesamt JAV der Stadt. Die Azubis warten schon der Zug ist etwas spät dran, die Stimmung schwappt sofort auf die Wartenden über.
Laute Beats, Trillerpfeifen, Brezel werden ausgegeben. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun die jungen Leute so zu organisieren dass niemand gefährdet ist.
Mittlerweile sind fast 500 Leute unterwegs. Ein großer Teil der Ausbildungsberufe, die der öffentliche Dienst zu bieten hat: medizinisch technischer Angestellter,-Röntgen Angestellter, Physiotherapeuten, Krankenpfleger, Krankenpflegehilfe, Kaufmännische Angestellte, Altenpfleger, technische Zeichner, Sozialversichungsfachangestellte, Kaufleute für Bürokommunikation, Förster, Erzieherinnen, Operationstechnische Assistenten, Bankkaufleute und und und...
Plötzlich öffnet sich das große Rolltor der Tiefgarage am Gewerkschaftshaus. Ein „Vierspänner“ Kommt heraus gefahren. Auszubildende Aus der Pflege sind eingespannt. Statt Kutsche wird ein Krankenhausbett gezogen. Auf dem Bett steht der Arbeitgeber mit der Peitsche, begleitet von externen Beratern die als Security getarnt sind. „ schneller, schneller, Faules Pack“ und „los, zieht“ ruft er und treibt „seine“ Auszubildenden an, sich schneller und stärker ins Zeug zu legen. Eine Anspielung auf die Ausbildungsbedingungen der Pflege in den Krankenhäusern, die überall in Deutschland immer mehr die zu knappen Personalressourcen auf den Stationen ausgleichen müssen.
11:30 Uhr Mannheim Stadt
Der Zug zieht weiter. Mitten durch die Stadt, Straßen sind gesperrt. Einzug in die Fußgängerzone.
Die Konfettikanone schießt. Man hat den Eindruck die Musik wird noch einen Tick aufgedreht. In der Häuser Schlucht donnern die Bass Beats.
Im Gegensatz zu den sonst manchmal etwas drögen Streikveranstaltungen der Gewerkschaft gibt es keine Buhrufe vom Straßenrand. Die Menschen sind begeistert, wippen mit im Takt der Musik. Alle wollen wissen, was ist da los. Tausende Handyfilmchen werden geteilt. Flugblätter werden einem quasi aus der Hand gerissen. Der Tross zaubert den Passanten und zu schauen fast überall ein Lächeln ins Gesicht. Manche entschließen sich spontan ein paar Meter mit zu laufen, und zu tanzen. Junge Menschen und Gewerkschaft – ein tolles Bild!
Mannheim Paradeplatz 13:00 Uhr
Die Kundgebung ist vorbei die Redner haben ihre kurzen aber knackigen Beiträge gehalten. ver.di hat ein buntes junges Bild der Gewerkschaft gezeigt. Auch das ist Gewerkschaft! Die Aufräumarbeiten beginnen. Die Organisatoren sind sicher noch 2-3 Stunden beschäftigt. Alle sind etwas erleichtert. Es ist vorbei. Das Wetter war am Ende egal, der Regen hat der Laune keinen Abbruch getan. Die Menge hat den Arbeitgeber, der sich am Ende noch „diese faulen Azubis“ zur Brust nehmen wollte, vom Platz gejagt.
Das Signal nach Potsdam in die Verhandlungsrunde war stark und wirkt hoffentlich nach.
Einzig bei den Kollegen der Müllabfuhr gibt es sicher ein paar lange Gesichter. Die Konfettikanone hat in Kombination mit den nassen Straßen ihre Spuren hinterlassen. Da die Tariferhöhungen am Ende aber auf die Kolleginnen und Kollegen Müllwerker betreffen, wir die zusätzlich Arbeit sicher verschmerzbar sein.
Nicht nur in Mannheim, auch in Frankfurt war Streiktag. 600 Streikende zogen nach einer Auftaktkundgebung am Klinikum Frankfurt Höchst durch die Innenstadt, vorbei am Büro der Arbeitgeber und den Büros einiger Parteien. Mit dabei: Viele Auszubildende aus schulischen Gesundheitsberufen.
ver.di Bundesverwaltung
In allen Fragen, die Ihre Mitgliedschaft, eine Rechtsauskunft oder Tarifverträge betreffen, wenden Sie sich bitte an den für Sie zuständigen Bezirk. Diesen finden sie hier.
Allgemeine Fragen oder Anmerkungen zu ver.di beantwortet "ver.di Direkt" unter: 0800 83 73 43 3. Die Kolleginnen und Kollegen sind Montag bis Freitag von 7 bis 20 Uhr und an Samstagen von 9 bis 16 Uhr für Sie da.