Mexikanische Pflegekräfte streiken mit
Die Beschäftigten am Städtischen Klinikum Karlsruhe gingen am 16. Februar 2023 für 10,5 Prozent, mindestens 500 Euro monatlich mehr auf die Straße. Mit dabei: Mexikanische Kolleginnen, die seit 2020 am Klinikum arbeiten. Ein Interview mit Montserrat Ruby Juarez, Pflegefachkraft aus Mexiko, über die Tarifrunde im öffentlichen Dienst, gewerkschaftliche Organisation und Probleme bei der Anerkennung von Studienabschlüssen lateinamerikanischer Pflegekräfte.

Wann sind du und deine Kolleginnen aus Mexiko nach Deutschland gekommen, um hier am Städtischen Klinikum Karlsruhe zu arbeiten?
Wir sind alle im Sommer 2020 hier angekommen – mitten in der Pandemie. Es war eine schwierige Zeit, die uns zusätzliche Startschwierigkeiten bereitete. Damit meine ich Sprach-und Verständigungsprobleme, mangelnde Einarbeitung in neue Bereiche und Fachgebiete, Stress durch Personalmangel.
Was sind für dich und deine Kolleg*innen die zentralen Probleme?
Geringe oder fehlende Anerkennung unserer Ausbildung. In Mexiko, Kolumbien oder Argentinien ist der Pflegeberuf ein Studium mit einer fünfjährigen Studienzeit. Trotzdem wird unser Bachelor-Abschluss in Deutschland zu Beginn der Arbeit nicht anerkannt. Wir müssen alle eine halbjährliche Anerkennungszeit absolvieren, in der wir nicht das volle Gehalt beziehen. Warum? Wir sind geworben worden, weil man uns dringend braucht bei dem hiesigen Fachkräftemangel. Das sollte sich auch bei der Wertschätzung und Anerkennung gegenüber unserem Studium ausdrücken.
Ihr seid heute bei unserem Warnstreik dabei. Warum?
Das Pflegepersonal ist eine für die ganze Gesellschaft extrem wichtige Personengruppe. Jeder kann mal auf Hilfe oder Pflege angewiesen sein. Der Applaus während der Pandemie war schön, aber er füllt nicht unsere Geldbeutel. Davon können wir nicht unsere Miete und unsere ganzen Lebenshaltungskosten bezahlen. Deshalb ist ganz klar: Wir stehen hinter den Forderungen nach 10,5 Prozent, mindestens 500 Euro monatlich mehr Gehalt. Wir wissen, dass wir uns organisieren müssen, um unsere Forderungen durchzusetzen. Deshalb sind wir auch bei ver.di eingetreten. Zusammen geht mehr!
Interview: Claudia Wannersdorfer
veröffentlicht am 6. März 2023