»Ein starker Anfang«

Warnstreikwelle im Landesdienst läuft an. So auch am Uniklinikum Frankfurt, wo etwa 300 Beschäftigte die Arbeit niederlegen und ihren Unmut kundtun.
08.11.2023

Laut, sichtbar und wütend – so präsentieren sich am Mittwoch (8. November 2023) rund 300 Beschäftigte der Frankfurter Uniklinik beim Warnstreikauftakt. »Zum Kotzen« findet es der Krankenpfleger Edward Welz aus der Akutpsychiatrie, dass die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auch in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen Anfang November kein Angebot vorgelegt hat. Die Arbeit in den Unikliniken und Landeskrankenhäusern sei extrem belastend, doch die Bezahlung bleibe hinter anderen Bereichen zurück.

 
Warnstreik am 8. November 2023 an der Uniklinik Frankfurt

Empört ist Welz auch darüber, dass sich die Klinikleitung teilweise nicht an die mit ver.di geschlossene Notdienstvereinbarung hält. In einigen Fällen seien Betten oder Stationen nicht wie vereinbart geräumt worden, bestätigt die Personalratsvorsitzende Christiane Schories. »Die Notdienstvereinbarung muss eingehalten werden, sonst wird das Streikrecht der Kolleginnen und Kollegen untergraben.«

Ihr Streikrecht genommen hat sich an diesem Tag das komplette Team der Ergo- und Spezialtherapie in der Psychiatrie des Uniklinikums. »Unser ganzes Team ist im Streik, es findet keine einzige Therapie statt«, berichtet die Sozialpädagogin Lisa Angermann unter großem Applaus. »Wir lieben unseren Job«, stellt sie klar. »Aber wir können von unserer Arbeit immer weniger leben. Mehr Verantwortung muss auch mehr Gehalt heißen.«

 
Gute Laune beim Warnstreik an der Uniklinik Frankfurt, 8. November 2023

Robin Brünn aus der Apotheke des Uniklinikums sieht die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber als Zeichen mangelnden Respekts gegenüber den Leistungen der Beschäftigten. »Wir arbeiten zum Wohle der Gesellschaft. Dafür fordern wir ein Gehalt, von dem man auch in Frankfurt leben kann.« Der Apotheker verweist auf die hohen Mieten im Rhein-Main-Gebiet. »Da kommt die krasse Inflation noch oben drauf. Die Löhne müssen dringend angehoben werden – auch, damit wir die Fachkräfte gewinnen, die wir in allen Bereichen brauchen.«

Ein besonderes Thema am Frankfurter Universitätsklinikum ist das Landesticket, mit dem die Beschäftigten den hessischen Nahverkehr kostenlos nutzen können. Die Kolleg*innen an der Uniklinik haben vor fünf Jahren erkämpft, dass diese Regelung aus dem Tarifvertrag des Landes Hessen auch für sie gilt, obwohl ansonsten die Bedingungen des bundesweiten Länder-Tarifvertrags zum Tragen kommen. Für Robin Brünn und seine Mitstreiter*innen ist klar, dass das Ticket weitergelten muss. »Das Landesticket infrage zu stellen, ist angesichts des Klimawandels ein starkes Stück. Es muss bleiben.«

Über dieses Thema wird direkt an der Uniklinik verhandelt. Alle anderen Forderungen richten sich an die Tarifgemeinschaft deutscher Länder, mit der die Verhandlungen am 7. und 8. Dezember in Potsdam fortgesetzt werden. Bis dahin wollen die Kolleg*innen an der Frankfurter Uniklinik ihre Proteste ausweiten. »Heute ist ein starker Anfang«, betont der Gesundheits- und Krankenpfleger Richard Ulrich, der sich in der ver.di-Bundestarifkommission engagiert. »Doch wir müssen noch mehr werden. Denn warme Worte werden nicht reichen, die Arbeitgeber zu bewegen.« Die nächsten Arbeitsniederlegungen sind schon in Planung.

 

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