Die südkoreanische Gesundheitsgewerkschaft Health & Medical Workers Union (KHMU) hat in Yangpyeong, südlich von Seoul, ihre erste internationale politische Konferenz abgehalten, um für Verbesserungen im südkoreanischen Gesundheitswesen zu kämpfen. KHMU ging 1998 aus der südkoreanischen Föderation der Gesundheitsgewerkschaften hervor und zählt derzeit knapp 80.000 Mitglieder, insbesondere aus den Bereichen Krankenpflege, medizinisch-technische Berufe, Pharmazie, Ernährungsberatung sowie administratives und technisches Krankenhauspersonal.
Auf die internationale Konferenz, an dem rund 400 KHMU-Führungskräfte teilnahmen, folgten zwei Tage nationalen Kongresses der Gewerkschaft.
Mit Unterstützung von renommierten internationalen Organisationen und Gewerkschaften wie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der UNI Global und der PSI (Public Services International) sowie Delegierten von Gewerkschaften aus den USA und Japan, diskutierten die Teilnehmenden über die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und die Lehren aus nationalen Gewerkschaftskämpfen. Für ver.di war Torben Praus vor Ort, der Referent des Konzernbetriebsrates bei einem großen Hamburger Krankenhauskonzern ist.
Die internationale Delegation begann im Vorfeld der Konferenz ihr Programm mit einem Besuch im Asan Medical Center in Seoul, dem größten Krankenhaus des Landes mit mehr als 2700 Betten, wo sie sich über das Krankenhaus und die Gewerkschaft vor Ort informierte und verschiedene Einrichtungen besichtigte.
Anschließend trafen sich die internationalen Gäste mit einer Abgeordneten der südkoreanischen Nationalversammlung, Kang Eun-mi von der Justice Party, um über das am 2. September von der KHMU unterzeichnete Abkommen mit der Regierung zu sprechen. Bei dem Abkommen handelt es sich um eine Vereinbarung zwischen der Gewerkschaft und der Regierung, die grundlegende Standards für mehr als 1 Millionen Pflegekräfte schaffte. Dazu gehören unter anderem Regelungen zu Mindestlöhnen in der Pflege, Ruhezeiten und Arbeitssicherheit.
Die Vorsitzende des Ausschlusses für Gesundheit und Wohlfahrt, Jung Chounsook von der Democratic Party, war ebenfalls anwesend und gab bekannt, dass die Erstellung von Standards und die Einführung einer Pflegepersonaluntergrenze Ende des Jahres abgeschlossen sein werde.
Der erste Tag schloss für die internationalen Gäste mit einem Besuch und kollegialen Austausch in der Hauptverwaltung von KHMU in Seoul, wo sich die Gastgeschenke in eine bereits ansehnliche Sammlung von ver.di-Geschenken einreihten, sowie einem gemeinsamen Abendessen ab.
Zu Beginn des zweiten Tages besuchte die internationale Delegation das National Traffic Accident Rehabilitation Hospital in Yangpyeong. In dem erst 2014 eröffneten, BG-ähnlichem Krankenhaus konnte sie sich über die Rehabilitationsprogramme informieren und mit der betrieblichen KHMU-Gruppe austauschen. Der anschließende Business-Lunch mit nun schon vielen bekannten und einigen neuen Gesichtern aus Gewerkschaft und Gesundheitspolitik der bisherigen eineinhalb Tage läutete den Beginn der internationalen Konferenz ein.
Zum Auftakt der internationalen Konferenz am 29. November wurden Best-Practice Beispiele von den internationalen Teilnehmern vorgestellt. Die Referent*innen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der UNI Global Union und der PSI beleuchten dabei insbesondere ihre weltweiten Aktivitäten, Richtlinien und Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie Gesundheitssicherung am Arbeitsplatz. Die Vertreter*innen von ver.di, der National Nurses United aus den USA und des japanischen IROREN sprachen über Hintergründe, Probleme und Beispiele aus ihren Ländern zu Nurse-to-Patient Ratios.
Torben Praus stellte im Namen von ver.di die aktuelle Diskussion um die PPR 2.0 vor und gab einen historischen Rückblick über die bisherigen Personalregelungen im Krankenhaus. Ein weiteres, vom Auditorium mit großem Interesse aufgenommenes Thema waren Entlastungstarifverträge und die tarifliche Situation der Kliniken in Deutschland. Auch die deutsche Haltung und Bereitschaft zu Warnstreiks, um Forderungen durchzusetzen, unterlegten die südkoreanischen Delegierten mit Applaus, da hier Politik und Polizei Streiks insbesondere im Gesundheitswesen oftmals unterbinden.
Insgesamt war die Konferenz eine erfolgreiche Plattform, um die Bedeutung der Organisierung und den internationalen Austausch für die Gesundheitsbranche zu betonen und die Notwendigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hervorzuheben. Schließlich haben alle das gleiche Ziel, nämlich die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen global und nachhaltig zu verbessern.
veröffentlicht am 26. Januar 2023
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