Vielleicht muss das Kleinkind während der Sitzung betreut werden, oder der Hund diesmal mit. Vielleicht ist die Bahnverbindung ungünstig. Vielleicht blieben die Unterlagen aus Versehen zu Hause. Vielleicht macht der Arbeitgeber wieder Zoff, weil der Beschäftigte mal wieder frei braucht. Es gibt nichts, für das sich Thomas Graf und sein Team nicht zuständig fühlen. Vorausgesetzt es handelt sich um Probleme der Versichertenvertreter oder der Vertreter der Arbeitgeber in der Selbstverwaltung der BGW (Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege).
Graf und seine 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein Ziel: „Die Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit in der Selbstverwaltung zu unterstützen. Bei nahezu allen Problemen. Bestmöglich und unbürokratisch“, sagt Graf. Damit sich die Ehrenamtlichen voll ihrer Aufgabe widmen können – der Selbstverwaltung. Dabei ist sich niemand für irgendetwas zu schade: Wenn Not am Mann ist, packt selbst Graf Pakete und bringt sie zur Post.
Dass es dafür eine extra Abteilung gibt, ist nicht selbstverständlich. Dass sie gebraucht wird, steht außer Frage – bei 297 Organmitgliedern und etwa 60 Sitzungen pro Jahr, die allein von seiner Abteilung inhaltlich und organisatorisch betreut werden. Dazu kommen die zahlreichen Sitzungen der Renten- und Widerspruchsausschüsse, wo die Bezirksverwaltungen in allen Fragen auf die Unterstützung seiner Abteilung zählen können. Besonders viel zu tun hat das Team, wenn die Selbstverwaltung neu gewählt wird. Sicher, all jene, die schon seit Jahren in der BGW mitarbeiten, die alten Hasen sozusagen – sie kennen sich aus. Aber die Neuen. All jene, die zum ersten Mal gewählt wurden. Für sie ist alles neu: Nicht nur die Räumlichkeiten, nicht nur die Materie. Sie müssen sich auch erst in all die Gepflogenheiten vortasten. Kein Wunder, dass der eine oder andere nicht sicher weiß, für welche Veranstaltungen der Arbeitgeber ihn freistellen muss, weil das Gesetz oder weil Verordnungen ihm das vorschreiben. Graf und sein Team springen dem Ehrenamtlichen zur Seite. Gegebenenfalls nehmen sie auf Wunsch direkt Kontakt mit dem Betrieb auf und erläutern dem Arbeitgeber – der in der BGW versichert ist und die Beiträge bezahlt –, welche wichtige Aufgabe der Beschäftigte in der Selbstverwaltung der BGW wahrnimmt und nach welcher Rechtslage er deshalb seinen Beschäftigten freistellen muss. Graf weiß: „In der Regel ist danach dieses Problem nicht mehr vorhanden.“ Weil bei solchen Gesprächen dem Arbeitgeber u.a. auch detailliert erläutert wird, welche Kosten die BGW übernimmt – was die Arbeitgeber meist erheblich beruhigt und sehr kooperativ stimmt.
Graf und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen auch immer dafür, dass allen Organmitgliedern die für sie notwendigen Unterlagen vorliegen. Doch das versteht sich von selbst. Bisher ist die Papierform noch die Regel. Doch die elektronische Form in dem eigens dafür von der BGW entwickelten SV-Portal gewinnt an Boden. Kein Wunder, denn es sind Tonnen Papier, die hier quer durch die Republik geschickt oder getragen werden. Allerdings: Die meisten der BGW-ler bevorzugen nach wie vor die Papierform – zumindest für das Studium der Unterlagen am heimischen Schreibtisch. Quer durch die Republik tragen wollen aber immer weniger die Stapel. Deshalb ist derzeit beides möglich: Papier wie Datei. „Bis zum Ende der aktuellen 12. Amtsperiode wird die Datei gesiegt haben“, zeigt sich Graf überzeugt. Die Jüngeren unter den Organmitgliedern seien heute schon technikaffiner, das heißt, sie setzen heute bereits auf die Elektronik.
Was aber steckt dahinter, dass die BGW sich ebenso um die Betreuung mitgereister Kinder kümmert wie um den Ehrenamtlichen, der unmittelbar nach der Sitzung zu einer Schulung weiterreisen muss. Grafs Team sorgt dafür, dass das reibungslos klappt.
Was also dahinter steckt? Es geht um die Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ausübung des Ehrenamtes sowie um die Wertschätzung der Arbeit, die die Ehrenamtlichen in der Selbstverwaltung leisten. Diese Wertschätzung gebiete es, dass die BGW mit Grafs Team den Ehrenamtlichen ein Bindeglied geschaffen hat – ein Bindeglied, das den Ehrenamtlichen den Weg zur Selbstverwaltung und zur Verwaltung ebnet.
Dabei weiß die BGW sehr wohl: Selbstverwaltung ist kein schneller Weg. Aber einer, der zum Ziel führt. Es braucht seine Zeit, bis alles ausdiskutiert ist oder alle Einwände aus dem Weg geräumt sind. „Aber es lohnt sich“ – lautet die Erfahrung, die auch Graf gemacht hat: Denn „so sind schon die besten Kompromisse ausgetüftelt worden“. Dass es für gute Kompromisse auch ein gutes Arbeitsklima braucht, versteht sich von selbst. Übrigens auch ein gutes, kollegiales Klima zwischen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerbank in der Selbstverwaltung. Nicht zu jeder Zeit war dieses Klima so konstruktiv wie heute. Und die Erfahrung zeigt auch hier: Es geht nicht um einen Schmusekurs, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf Augenhöhe und verständnisvoll gegenübersitzen. Vielmehr eröffnen sich dann die Chancen für eine wahrhaft gute Lösung.
Graf und sein Team sorgen dafür, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Damit sich die Organmitglieder weder mit ihrem Hotelzimmer noch ihrer Zugverbindung herumschlagen müssen. Sie sollen einzig über das brüten, was ihre eigentliche Aufgabe ist – gute Lösungen finden.
Kontakt: BGW Hauptverwaltung, Büro der Selbstverwaltung, Thomas Graf, Pappelallee 33-37, 22089 Hamburg, mail: thomas.graf@bgw-online.de
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