Christiane Hildebrand ist seit über 30 Jahre als Erzieherin tätig und zurzeit Vorsitzende der gemeinsamen Mitarbeitervertretung Berlin Stadtmitte und stellvertretende Vorsitzende der Hauptmitarbeitervertretung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz.
Warum bist Du Erzieherin geworden?
Außer das mir die Arbeit mit Kindern sehr viel Spaß gemacht hat und macht war mir immer die Chancengleichheit in der Frühkindlichen Bildung ein großes Anliegen.
Was macht Dir Spaß an Deinem Beruf? Und wo liegen die Stressfaktoren?
Die Arbeit mit Kindern ist wunderbar. Man bekommt so viel Liebe und Anerkennung von den Kindern. Sie sind authentisch und man sieht jeden Tag wie sie sich und Ihre Fähigkeiten weiterentwickeln.
Als Stress erlebe ich, dass viele pädagogische Ideale auf der Strecke bleiben. Durch eine schlechte Personalbesetzung lässt sich die individuelle Förderung von Kindern oft nicht umsetzen. Die Anforderungen von Eltern und Träger sind immens hoch, man steht ständig unter Druck, mittelbare und unmittelbare Arbeit unter einen Hut zu bringen. Dieses ist oft in der regulären Arbeitszeit nicht zu schaffen und viele Erzieherinnen und Erzieher bringen ihre private Zeit mit ein. Eltern sehen das als selbstverständlich an, schließlich ist es ja kein Beruf, sondern eine Berufung den Tag mit ihren Kleinen zu verbringen, so die Einstellung. Wünschenswert sind Träger die sich hier schützend vor ihre Mitarbeitenden stellen. Auch die Rahmenbedingungen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz müssten verbessert werden und die Gesundheitsprävention mehr Beachtung finden.
Gibt es auch Arbeitsbedingungen, die so belastend sind, dass sie krank machen können?
Die ständige Fehlbelastung z.B. Heben und Tragen von Kindern, sitzen am Kinderstühlen und -tischen bei Mahlzeiten und beim Basteln, führt zu Muskel- Skeletterkrankungen. Das erhöhte Infektionsrisiko, da die Kinder oft krank von ihren Eltern in den Kindergarten gebracht werden, belastet die Gesundheit der Mitarbeitenden. Hohe Fehlzeiten von Kolleginnen und Kollegen führen dann zu immer mehr Stressbelastung und psychischen Erkrankungen. Erzieherinnen und Erzieher neigen mit ihrem Berufsethos auch sehr zur Selbstausbeutung, um allen Anforderungen von Kindern, Eltern und dem Träger gerecht zu werden.
Siehst Du Möglichkeiten die Arbeitsbedingungen konkret im Betrieb zu verändern?
Als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung und als Mitglied der Tarifkommission der Gewerkschaft ver.di setze ich mich für verbesserte Rahmenbedingungen von Arbeit ein.
Was muss sich an den Rahmenbedingungen der Arbeit in Kita‘s verändern?
Die Personalbemessung in den Kindertagesstätten ist mehr schlecht als recht und schlichtweg an den wissenschaftlich ermittelten Zahlen vorbeigeplant. Integration, Inklusion und qualifizierte Förderung der Kinder kann nur durch eine gute Personalausstattung gelingen und kann damit auch den gesundheitlichen Belastungen von Mitarbeitenden entgegenwirken. Dem Arbeits- und Gesundheitsschutz muss mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Die Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen und Ermittlung von psychischen Belastungen muss vorangetrieben und ein „Betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt werden“.
Europäische Gesundheitspolitik, Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Live-In-Betreuung
030/6956-1815
dietmar.erdmeier@verdi.de