Der Arbeitsschutz für Erzieher*innen in Kitas braucht eine Anpassung. Denn Lärm, körperliche und emotionale Belastungen sind an der Tagesordnung. Ein Statement aus der Praxis.
Grit Arnold ist Erzieherin bei den Hamburger Elbkindern. Die Elbkinder-Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten gGmbH sind ein öffentliches Unternehmen und der größte Träger von Kindertagesstätten in Hamburg. In 178 Kindertagesstätten werden rund 25.000 Kinder von über 5.000 Beschäftigten betreut.
Warum bist Du Erzieherin geworden?
Ich bin aus Überzeugung Erzieherin. Den Beruf habe ich über den 2. Bildungsweg erlangt, heute würde man Duales Studium sagen. Ich wollte schon immer mit Kindern arbeiten, konnte es aber erst über Umwege in der DDR schaffen.
Was macht Dir Spaß an Deinem Beruf? Und wo liegen die Stressfaktoren?
Das Besondere an meinem Beruf ist natürlich der Umgang mit den Kindern. Die besser gewordenen Möglichkeiten der Förderung, finde ich auch toll. Heutzutage muss ich allerdings viel mehr mittelbare Pädagogik leisten. Dadurch arbeite ich weniger direkt mit den Kindern und das geht deutlich zu ihren Lasten. Als stressig empfinde ich die teilweise überzogenen Ansprüche der Eltern.
Gibt es auch Arbeitsbedingungen, die so belastend sind, dass sie krank machen können?
Für mich ist das vor allem der Lärm. In Spitzenzeiten kann man sich kaum verständigen. Außerdem tragen und heben wir die Kinder häufig. Da kommt über den Tag ein ganz schönes Gewicht zusammen. Und wir spielen mit den Kindern auf ihrer Ebene. Das heißt wir hocken auf dem Boden oder sitzen auf kleinen Kindermöbeln. Das geht ganz schön auf die Knie und den Rücken.
Siehst Du Möglichkeiten die Arbeitsbedingungen konkret im Betrieb zu verändern?
Um die Arbeitsbedingungen mitgestalten zu können, bin ich im Betriebsrat und in der ver.di Fachkommission Kita aktiv. Bei der Kasseler Konferenz habe ich mich beispielsweise in die Podiumsdiskussion mit der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) eingebracht. Und ich arbeite im Kita-Netzwerk in Hamburg. Das alles sind Möglichkeiten, um sich für bessere Bedingungen für Kinder und Erzieher*innen einzusetzen.
Was muss sich an den Rahmenbedingungen der Arbeit in Kita‘s verändern?
Die unterschiedliche "Wertigkeit" von Kindern. Das Ziel muss ein einheitliches System zur Förderung von Kindern unter denselben guten Bedingungen sein. Denn alle Kinder sind gleich viel wert. Bildung und Förderung ist für alle gleich wichtig und muss gut zugänglich sein. Und das unabhängig vom Bildungsstand und Portemonnaie der Eltern.
Ganz wichtig ist mir: Fachkräfte müssen Fachkräfte bleiben. Es darf keine Schmalspurausbildung für diesen Beruf geben und das Niveaus der Ausbildung darf nicht mit der Begründung fehlender Fachkräfte abgesenkt werden.
Und nicht zuletzt brauchen wir deutlich mehr arbeitsplatzbezogene Gefährdungsbeurteilungen. Der richtige Arbeitsschutz ist ganz wichtig, um vor allem Lärmschwerhörigkeit und Knie- und Rückenerkrankungen in unserem Beruf anzugehen.
Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Arbeits- und Gesundheitsschutz
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