„Wir mögen unseren Beruf“, sagen Beschäftigte im Krankenhaus. Trotzdem geben viele nach ein paar Jahren den Beruf auf oder reduzieren ihre Arbeitszeit. Das hat etwas mit der hohen Belastung zu tun. Pausen können selten genommen werden und kurzfristiges Einspringen ist die Regel. Viele sind emotional erschöpft, nicht wenige macht das alles krank. Auch noch so viel persönlicher Einsatz kann den strukturellen Personalmangel nicht ausgleichen.
Wir nehmen nicht länger hin, dass ausgerechnet im Krankenhaus täglich gegen den Gesundheits- und Arbeitsschutz verstoßen wird. Das ganze System funktioniert nur noch, weil die Beschäftigten ausgepresst werden. Für uns gehört es zusammen: Sich für eine gute Patientenversorgung einzusetzen und auch die eigene Situation zu verbessern. Mehr von uns ist besser für alle!
Die Gesundheitsminister/innen tragen die politische Verantwortung, dass Patienten sicher und gut versorgt werden. Deshalb fordern wir gesetzliche Vorgaben für die Personalausstattung in allen Pflegebereichen. Sie muss sich am Bedarf der Patienten orientieren. Als Sofortprogramm fordern wir, dass niemand mehr in der Nacht alleine arbeiten muss und dass es genug Zeit für Ausbildung gibt. Dafür sind kurzfristig 20.000 zusätzliche Stellen nötig.
Die Steuereinnahmen sind so gut. Die Rufe nach Steuersenkungen werden lauter. Die Krankenhausbeschäftigten hingegen fordern, dass die Länder endlich ihrer gesetzliche Verpflichtung nachkommen und die Investitionskosten übernehmen. Schließlich werden seit vielen Jahren Gelder der Krankenkassen, die eigentlich fürs Personal vorgesehen sind, für Neubauten und Großgeräte zweckentfremdet. Wir nehmen nicht mehr hin, dass der Staat auf Kosten unserer Gesundheit spart.
Wir lassen die Arbeitgeber nicht aus ihrer gesetzlichen Verantwortung, die Arbeit so zu organisieren, dass niemand krank wird. Wir setzen Grenzen und fordern vom Arbeitgeber Notfallpläne, wenn die Arbeit mal wieder nicht zu schaffen ist. In ausgewählten Kliniken fordern wir die Arbeitgeber zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag Entlastung auf.
Sei Teil der Bewegung für mehr Personal und Entlastung im Krankenhaus. Wir lassen uns nicht länger vertrösten und wir bitten auch nicht länger um Anerkennung und Wertschätzung. Jetzt verschaffen wir uns Respekt!
In einer bundesweiten Umfrage hatte ver.di bereits 2013 festgestellt, dass insgesamt 162.000 Stellen in den deutschen Krankenhäusern fehlen, allein 70.000 davon in der Pflege. Der ver.di-Nachtdienstcheck hatte 2015 darüber hinaus ergeben, dass viele Stationen nachts teils gefährlich unterbesetzt sind. In 55 Prozent der Fälle war eine Pflegekraft für 25 Patienten allein zuständig. Der ver.di-Fachbereich Gesundheit und soziale Dienste hat daher in diesem Jahr eine Tarifbewegung angestoßen, deren Ziel ein Tarifvertrag Entlastung ist. Mehr Personal, Belastungsausgleich und verlässliche Arbeitszeiten - das sind die Kernforderungen. Überdies fordert ver.di schon seit langem eine gesetzliche Vorgabe zur Personalbemessung in den Krankenhäusern. Damit soll die Politik endlich ihre Verantwortung wahrnehmen - für die sichere Versorgung der Patientinnen und Patienten und für die Beschäftigten.
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ver.di Bundesverwaltung