Pressemitteilung, Berlin, 13.11.2020. Anlässlich des heutigen Berichts der Bundesfamilienministerin und der Bundesminister für Gesundheit und Arbeit zur Umsetzung der Konzertierten Aktion Pflege fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) entschiedene Maßnahmen zur Entlastung des Pflegepersonals. „Die Überlastung der Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist endlich als gravierender Missstand anerkannt“, sagte Sylvia Bühler, die im ver.di-Bundesvorstand für das Gesundheitswesen zuständig ist. „Jetzt braucht es mutige und wirksame Schritte, um mehr Personal zu gewinnen und zu halten. Es geht um Menschenleben – nicht nur während der Pandemie.“ Vor allem verbindliche und bedarfsgerechte Personalvorgaben müssten nun schnell auf den Weg gebracht werden.
Die Bundesregierung habe gemeinsam mit den Partnern in der Konzertierten Aktion Pflege bereits einiges angestoßen, so Bühler weiter, doch die Beschäftigten spürten immer noch keine Entlastung. „Den Pflegekräften wird in dieser zweiten Welle der Pandemie wieder enorm viel abverlangt. Sie brauchen die Gewissheit, dass sich ihre Arbeitsbedingungen dauerhaft verbessern. Das geht nur mit mehr Personal.“ Konkret fordert ver.di, die vorliegenden Instrumente zur Personalbemessung baldmöglichst auf den Weg zu bringen. Für die Krankenhauspflege haben ver.di, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Deutsche Pflegerat bereits im Januar ein Personalbemessungsverfahren, die PPR 2.0, vorgelegt. In der Altenpflege hat Professor Heinz Rothgang von der Uni Bremen ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren zur Personalbemessung entwickelt, das einen unmittelbaren Mehrbedarf von gut 100.000 Vollzeitstellen aufzeigt, also 36 Prozent mehr.
Der Fachkräftemangel dürfe nicht als Ausrede dafür herhalten, die nötigen Maßnahmen weiter hinauszuzögern, betonte Bühler. „Es müssen nicht nur mehr Menschen für diese wunderbaren Berufe gewonnen werden. Es gilt, sie auch langfristig zu halten – und das geht nur mit attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen.“ Die beste Werbung für die Pflegeberufe sei es, wenn Auszubildende und Beschäftigte sie guten Gewissens weiterempfehlen könnten.
„Das Interesse unter jungen Menschen an der Pflege wächst. Diese gesellschaftlich sinnvolle und befriedigende Arbeit ist attraktiv – aber nur, wenn Arbeitsbedingungen und Bezahlung stimmen“, erklärte die Gewerkschafterin. Die Zahl der Pflegeauszubildenden müsse weiter gesteigert und das Potenzial für die Ausbildung von Fachkräften voll ausgeschöpft werden. Bühler verwies darauf, dass ein zunehmender Anteil der Auszubildenden vor dem Abschluss ausscheide oder ihn nicht schaffe. Sie müssten stärker unterstützt werden, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Es brauche Zeit für Ausbildung und eine weitere Stärkung der Praxisanleitung. „Gute Ausbildungsbedingungen führen zu gut ausgebildeten Fachkräften. Wenn Auszubildende hingegen als Lückenbüßer eingesetzt werden, um den Personalmangel zu kaschieren, bleiben sie oft nicht lange im Beruf“, warnte Bühler. „Die Zeit drängt. Jetzt müssen die Weichen in der Pflege richtig gestellt werden.“
ver.di Bundesverwaltung