Die Pause nicht genommen, die Hände nicht jedes Mal desinfiziert, zu kurz mit den Angehörigen des sterbenden Patienten geredet, die Verabredung mit Freunden abgesagt - im Alltag von Pflegekräften bleibt tagtäglich Vieles auf der Strecke, weil zu wenig Personal eingesetzt wird. Das wollen wir sichtbar machen.
Das Augenmerk des ver.di-Aktionstags am Tag der Pflegenden (12. Mai) liegt auf all den Dingen, die aufgrund der Personalnot wegfallen oder nicht im fachlich erforderlichen Maße erledigt werden können – weil das selten geplant/bewusst passiert, aber bei zu wenig Leuten unausweichlich ist, nennt sich das im Fachjargon „implizite Rationierung“. Mehrere Studien in den letzten Jahren haben gezeigt, dass sehr häufig wichtige Tätigkeiten weggelassen werden müssen. Dies wollen wir noch einmal deutlich machen.
Die Forderung nach Entlastung geht über die Pflege hinaus. Nur als Team aus allen Beschäftigtengruppen sind wir stark. Als Gewerkschaft für alle Beschäftigten im Krankenhaus haben bei uns auch die Nöte der anderen Beschäftigtengruppen im Krankenhaus ihren Platz. Schließlich fordern wir ja Entlastung für alle.
Seit 1967 wird am 12. Mai der Internationale Tag der Pflege gefeiert. Es ist der Geburtstag von Florence Nightingale, der Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege. Er soll auf die Bedeutung der Pflegekräfte für die Gesundheit und das Wohlbefinden für die Menschen aufmerksam machen. Für ver.di, die Gewerkschaft für das Gesundheitswesen und damit auch die Pflegekräfte in Deutschland, ist dieser Tag Anlass auf die schlechten Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern hinzuweisen. Daher haben sich auch schon in den vergangenen Jahren die Pflegekräfte, aber auch andere Beschäftigte in Krankenhäusern und der ambulanten und stationären Pflege, mit vielfältigsten Aktionen zu Wort gemeldet. Allen gemein war die Dezentralität der Aktionen, um eine breite Beteiligung und Aufmerksamkeit zu schaffen.
Bundesweit machen Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen am Internationalen Tag der Pflegenden (Freitag, 12. Mai 2017) auf den dramatischen Personalmangel aufmerksam. Unter dem Motto „Auf der Strecke geblieben“ lenken sie die Aufmerksamkeit auf all die Tätigkeiten, die aufgrund der dünnen Personaldecke in der Pflege im Alltag zu kurz kommen oder ganz weggelassen werden müssen, etwa die Patienten- und Angehörigen-ansprache und ausreichend lange Händedesinfektion. Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstandsmitglied: „Die Beschäftigten lassen sich nicht mehr mit warmen Worten oder Mini-Pflege-Programmen abspeisen. Selbstbewusst fordern sie Arbeitsbedingungen, die sie selbst nicht krank machen. Sie verlangen, dass sie das, was gute Pflege ausmacht, umsetzen können. Dazu braucht es deutlich mehr Personal - damit endlich mehr Zeit bleibt für die Patienten im Krankenhaus und die Bewohner im Pflegeheim.“
Als Sofortprogramm fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) von der Bundesregierung 20.000 Stellen in der Pflege. Das Bundeskabinett hat im März beschlossen, ab 2019 gesetzliche Untergrenzen für die Personal-ausstattung in sogenannten pflegesensitiven Bereichen der Krankenhäuser einführen zu wollen. „Das reicht uns nicht und kommt zu spät. Wir brauchen die große Lösung für alle Pflegebereiche und ein Sofortprogramm, damit abgestellt wird, dass eine Pflegefachkraft alleine auf den Stationen arbeiten muss. Das ist doch wohl das Mindeste“, betont Bühler.
Langfristig brauche es aber nicht nur ein Sofortprogramm, sondern bundesweit verbindliche Vorgaben für die Personalausstattung sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege. Bühler: „Wer es mit der Wertschätzung der Pflegeberufe ernst meint, muss die reale Arbeitssituation verbessern. Markt und Wettbewerb richten es nicht, der Gesetzgeber ist hier in der Verantwortung.“
ver.di Bundesverwaltung